Eines der Bilder vom James-Webb-Weltraumteleskop wurde von US-Präsident Joe Biden persönlich veröffentlicht. Doch auch die anderen vier Motive sind nicht minder beeindruckend und rührten NASA-Mitarbeitende beinahe zu Tränen. Bei uns bekommst du sie zu Gesicht. Wir verraten dir, was auf den Weltraumbildern zu sehen ist und was diese Einblicke für Mensch und Forschung bedeuten.
Alle Infos auf einen Blick
Erste Aufnahme vom James-Webb-Weltraumteleskop zeigt tausende Galaxien
Am Montagabend veröffentliche US-Präsident Joe Biden während eines Events im Weißen Haus die erste Aufnahme vom James-Webb-Weltraumteleskop. Die NASA ordnet ein, was zu sehen ist:
„Webbs Bild deckt einen Fleck am Himmel ab, der ungefähr so groß ist wie ein Sandkorn, das von jemandem auf dem Boden auf Armeslänge gehalten wird – und zeigt Tausende von Galaxien in einem winzigen Teil des riesigen Universums.“
NASA
Die Vorstellungskraft gerät bei diesen Zeilen an ihre Grenzen und offenbart, welche Erkenntnisse das James-Webb-Weltraumteleskop für die Erforschung des Weltraums erbringen mag. Getauft wurde die Aufnahme „Deep Field“ und zeugt den Galaxiehaufen SMACS 0723. Ein historischer Moment für die Erkundung des Weltalls, denn hierbei handelt es sich um „das bisher tiefste und schärfste Infrarotbild des fernen Universums“.
- Lesetipp: Wer war eigentlich James Webb?
Vier weitere Weltraumbilder vom Webb-Teleskop
Doch diese Aufnahme allein sorgte nicht für die vielen, heftigen Reaktionen. Der stellvertretende Verwalter der Raumfahrtbehörde Pam Melroy war von den NASA-Bildern mehr als beeindruckt:
„Was ich gesehen habe, hat mich als Wissenschaftler, als Ingenieur und als Mensch bewegt.“
Pam Melroy
Gestern um 16:30 Uhr offenbarten NASA und ESA in Livestreams vier weitere Weltraumbilder. Du kannst dir die Aufzeichnung des Livestreams der US-Weltraumbehörde im Nachhinein auf YouTube anschauen. Wir ordnen nun für dich ein, was die Menschheit dort zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
Carinanebel: Der „Sternenkindergarten“
Im Carinanebel werden Sterne geboren, wie der Standard erklärt. Er ist circa 7.600 Lichtjahre von der Erde entfernt und Teil unserer Milchstraße. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass der Nebel 100.000 Sternen ein zu Hause bietet, wie Deutschlandfunk Nova einordnet.
Bisher konnten Teleskope nur bedingt Aufschluss über seine Ausmaße geben. Daher muss im infraroten Bereich gesucht werden, was glücklicherweise eine Stärke vom James-Webb-Weltraumteleskop ist.
Es blickt geradewegs durch den kosmischen Staub, wie die NASA erklärt. Dabei erspähen wir nur auf einen kleinen Ausschnitt des „Sternenkindergartens“ namens NGC 3324. Die höchsten „Gipfel“, die du dort erkennen kannst, sind ca. sieben Lichtjahre hoch. Zum Vergleich: Die Entfernung zwischen Sonne und Erde beträgt „nur“ 500 Lichtsekunden. Ein ganzes Lichtjahr entspricht 9,461e+12 Kilometern.
Der Südliche Ringnebel NGC 3132 im Vergleich
Doch nicht nur die Geburt von Sternen, sondern auch ihren Tod bekommen wir zu sehen. Der Südliche Ringnebel NGC 3132 beherbergt einen sterbenden Stern. Er ist wesentlich näher an der Erde: Nur 2.000 Lichtjahre entfernt. Die umgebende Gaswolke breitet sich mit einer Geschwindigkeit von 15 Metern pro Sekunde aus.
Dem James-Webb-Weltraumteleskop (links) gelingt hier im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Hubble-Teleskop (rechts), das Aufzeigen der „außergewöhnlichen Strukturen, die entstehen, wenn die Sterne das Gas und den Staub um sie herum formen, vollständig ins Blickfeld“, wie die NASA erklärt. Wenn die Wissenschaft versteht, wie Sterne sterben, können sie daraus auch Rückschlüsse auf ihre Geburt und ihre Lebensspanne ziehen.
Stephans Quintett (HCG 92): Sehen wir es das letzte Mal?
Ein Quintett beschreibt eine Gruppe aus fünf. Im Falle der NASA-Bilder handelt es sich hierbei um fünf Galaxien. Dort muss das James-Webb-Weltraumteleskop ganze Arbeit leisten, denn Stephans Quintett befindet sich 290 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.
Stephans Quintett werden wir auch nicht ewig in unserem Weltraum finden. Vier der fünf Galaxien ziehen sich an. Sie werden eines Tages zu einer großen Galaxie verschmelzen und das James-Webb-Teleskop hält eine Aufnahme vor dem Ereignis für die Nachwelt fest.
Die NASA kann durch die Observation von HCG 92 besser verstehen, wie die Wechselwirkungen zwischen Galaxien funktionieren und wie eine derartige Schmelzung funktioniert. Die Wissenschaft geht davon aus, dass es solche Galaxiegruppen in einer früheren Version des Universums häufiger gegeben hat.
Der Exoplanet Wasp-96 b: Sogar potentiell bewohnbar
Mit dem James-Webb-Weltraumteleskop erhalten wir erstmalig einen Forschungseinblick in den Exoplaneten Wasp-96 b. Hierbei handelt es sich um einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Seine Entdeckung liegt zudem noch nicht allzu lange zurück. Erst seit 2014 weiß die NASA von seiner Existenz.
- Lesetipp: Was ist ein Exoplanet?
Allerdings zeigt das James-Webb-Weltraumteleskop in diesem Fall keine konkrete Aufnahme des Exoplaneten. Stattdessen bekommen wir seine Atmosphäre in einer Spektralanalyse zu sehen, denn Webb kann noch wesentlich mehr als Bilder knipsen.
Besonders beeindruckend: „Das Lichtspektrum – das Informationen über die Zusammensetzung einer 1.150 Lichtjahre entfernten Planetenatmosphäre enthält – zeigt eine deutliche Signatur von Wasser.“ Dabei zeigt sich, dass Webb somit eine Schlüsselrolle zur Erforschung potentiell bewohnbarer Planeten einnehmen wird.
So funktioniert das James-Webb-Weltraumteleskop
Nachdem das James-Webb-Teleskop insgesamt knapp 20 Jahre lang in Planung und Bau war, ist es also nun schon bald so weit. Das Weltraumteleskop der NASA verfügt dabei, anders als seine Vorgänger, über ein Nahinfrarot-Spektrograph (NIRSpec). Dieses wissenschaftliche Instrument „ermöglicht es Webb, Spektren oder Regenbogen aus Infrarotlicht von Hunderten verschiedener kosmischer Ziele gleichzeitig zu erfassen“.
Dabei kann das Weltraumteleskop 250.000 kleine „Fensterläden“ öffnen und schließen, um so Teile des Weltraums zu sehen oder störende Einblicke zu blockieren. Diese Öffnungen sind dabei nicht breiter als ein menschliches Haar.
Quelle: NASA, der Standard, Deutschlandfunk Nova
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