Nicht nur unser Nachbarplanet Mars ist für die Erforschung der Milchstraße von Relevanz. Die ESA will nun einen genauen Blick auf die Venus werfen. Unser Schwesterplanet soll ihm Rahmen der EnVision -Mission genauer unter die Lupe genommen werden. Für die notwendigen Radarkartierungen müssen allerdings schwere Geschütze aufgefahren werden, um durch die dicke Atmosphäre des Planeten zu gelangen.
Venus erforschen: ESA steht vor mehreren Herausforderungen
Bevor die Erforschung der Venus durch die ESA in greifbare Nähe rückt, muss ein geeignetes Raumfahrzeug entwickelt werden. Die Atmosphäre des lieblich wirkenden Planeten ist nämlich äußerst dick und heiß. Damit eine Sonde es überhaupt da durch schafft, werden schon ein bis zwei Jahre anberaumt.
Das „Surfen“ durch die Atmosphäre wird mit sogenannten „Aerobreaking“ sichergestellt. Durch die zehnmal höhere Schwerkraft sinken Raumfahrzeuge bei der Venus etwa doppelt so schnell als auf dem Mars. Damit das Gefährt heil ankommt, muss daher ein langer Bremsvorgang eingeleitet werden. Mit dem Vorgänger-Raumschiff Venus Express sammelte die ESA bereits im Jahr 2014 wertvolle Daten. Der Vorgang hat in diesem Fall elf Monate angedauert.
Sonderlich kompakt wird der Bau für die EnVision-Mission ebenfalls nicht, wie die ESA auf ihrer Webseite erklärt. „Ein Raumfahrzeug in Van-Größe“ würde benötigt, um dem langen „Surfen“ durch die Atmosphäre standzuhalten. Aktuell teste man bereits erste Materialien, die dafür infrage kämen.
Zwei weitere Faktoren des schwierigen Unterfangens
Außerdem kommt hinzu, dass sich die Venus wesentlich näher an der Sonne befindet. Um den Planeten herum herrscht daher eine doppelt so hohe Sonnenintensität verglichen mit der Erde. Entsprechend reflektieren die dicken weißen Wolken der planetaren Atmosphäre auch doppelt so viel Licht in den Weltraum zurück, was genaue Manöver zu einer wahren Herausforderung macht.
Noch schwieriger ist der Umgang mit dem hocherosiven atomaren Sauerstoff, der rund um die Venus zuhauf zu finden ist. Bei frühen Space-Shuttle-Flügen in den 80er Jahren durch das Weltall erkannte man die Auswirkungen auf Raumfahrtzeuge erstmalig: Die Wärmedecken der Shuttle waren stark erodiert. Das bedeutet grob vereinfacht, dass die Metalle durch diese Form des Sauerstoffs nach einiger Zeit abgetragen werden.
ESA simuliert die Bedingungen auf der Erde
Die ESA fasst daher zusammen: „Heutzutage müssen alle Missionen unterhalb von etwa 1.000 km so konstruiert werden, dass sie atomarem Sauerstoff widerstehen.“ Da für EnVision geplant ist, dass das Raumfahrtzeug bei einer Höhe von 2.500 Kilometern oberhalb der Venus-Atmosphäre startet und auf ca. 500 Kilometer sinkt, müssen auch hier entsprechende Voraussetzungen erfüllt werden.
Um das Raumfahrzeug bei dem langen Sinkflug zu schützen, finden aktuell erste Tests auf der Erde statt. Die ESA bildet in einer bisher „einzigartigen“ Anlage die venusianische Umgebung nach, die hocherosiven atomaren Sauerstoff aber auch die extreme Hitze der Atmosphäre einbezieht.
Wieso will man eigentlich die Venus erforschen?
Die EnVision der ESA findet in Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde NASA statt. Durch die Mission will man nicht nur die Venus kartieren, sondern auch ihren Kern erforschen und herausfinden, wieso sie sich so anders als die Erde entwickelt hat. Möchtest du mehr über unseren Nachbarplaneten erfahren, legen wir dir diese sieben Fakten ans Herz:
Quelle: ESA
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