Ganze 24 Stunden durfte die KI den Satelliten Qimingxing 1 im erdnahen Orbit ohne menschliches Eingreifen und Anweisungen steuern. Dabei sollte das Verhalten der Technologie getestet werden, so die beteiligten Forschenden der Wuhan University in China.
Satellit durch KI gesteuert: So verhielt sie sich dabei
Laut der South China Morning Post erklärte das Forscherteam unter der Leitung von Wang Mi vom State Key Laboratory of Information Engineering in Surveying, Mapping and Remote Sensing das Ziel des Experiments sei es gewesen, zu sehen, was die KI aus eigenem Antrieb tun würde.
Nach Angaben der Wissenschaftler*innen wählte die künstliche Intelligenz einige Orte auf der Erde aus und befahl Qimingxing 1, sich diese genauer anzusehen. Warum die Technologie diese Orte ausgewählt hatte, war den Forschenden nicht klar.
Ein Zielgebiet war Patna, eine alte Stadt am Ganges im Nordosten Indiens, in der auch das Bihar-Regiment beheimatet ist. Das ist die Einheit der indischen Armee, die 2020 im Galwan-Tal mit tödlichen Folgen in der umstrittenen Grenzregion auf das chinesische Militär traf.
Ein weiteres ausgewähltes Gebiet war Osaka, einer der verkehrsreichsten Häfen Japans, der gelegentlich Schiffe der US-Marine beherbergt, die im Pazifik operieren. Er stand ebenfalls ganz oben auf der Liste der Interessen der KI.
„Bricht mit den Regeln“
„Dieser Ansatz bricht mit den bestehenden Regeln der Missionsplanung“, erklärten Wang und seine Kollegen in ihrem am 3. April veröffentlichten Papier, wie die South China Morning Post den Forscher zitiert.
Bisher mussten die meisten Satelliten erst einen bestimmten Befehl oder Auftrag erhalten, bevor sie in Aktion treten konnten. Ein Auftrag kann durch unerwartete Ereignisse – wie Krieg oder Erdbeben – ausgelöst werden, oder ein Satellit wird für die Langzeitbeobachtung bestimmter Ziele eingeplant.
Während die KI-Technologie zunehmend bei Weltraummissionen eingesetzt wird, zum Beispiel zur Bilderkennung, zum Zeichnen von Flugbahnen und zur Kollisionsvermeidung, wurde ihr bisher nicht die Kontrolle über einen Satelliten übertragen. Dem Team zufolge resultiere dies in einer Verschwendung von Ressourcen und Zeit.
„Die Satelliten sind teuer und haben eine begrenzte Lebensdauer. Es ist dringend notwendig, ihren Wert durch neue Anwendungen in der Umlaufbahn optimal zu nutzen“, so die Forscher.
Komplexe Berechnungen bei KI-Steuerung
Das Team schlug vor, dass ein KI-gesteuerter Satellit ausgewählte Nutzer, darunter das Militär, die nationale Sicherheitsbehörde und andere relevante Behörden, warnen könnte, wenn er ungewöhnliche Objekte oder Aktivitäten entdeckt.
Den Forscher*innen zufolge ist der Entscheidungsprozess der KI allerdings auch äußerst komplex. Die Maschine muss bei der Planung eines Arbeitstages viele Faktoren berücksichtigen, zum Beispiel Wolkenbedingungen in Echtzeit, Kamerawinkel, Zielwert und die Grenzen der Mobilität eines Satelliten.
Die Berechnung könnte so anspruchsvoll sein, dass herkömmliche Computermodelle für das Management von Weltraummissionen das Problem nicht in angemessener Zeit lösen können, so die Forscher.
Quellen: South China Morning Post
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.