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Kriminalität: Darum können „Ähm“s beim Sprechen Täter entlarven (Studie)

Viele Personen nutzen Füllwörter und andere Sprechverzögerungen. Laut einer neuen Studie sind diese hochindividuell – und könnten auch in Sachen Kriminalität helfen.

Grafische Darstellung einer Person, die spricht. Aus ihrem Mund kommen Buchstaben.
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Viele Menschen nutzen sie bewusst oder unbewusst und das sogar recht häufig: Die Rede ist von Füllwörtern und anderen Verzögerungen beim Sprechen. Doch während die meisten wohl bei dem ein oder anderen „Ähm“ nichts weiter denken werden, sieht es in der Forschung schon ganz anders aus. Eine neue Studie kommt dabei zu einer spannenden Erkenntnis, die auch für die Bekämpfung von Kriminalität Folgen haben könnte.

Kriminalität bekämpfen: Sprechmuster könnten helfen

An der Universität Trier hat sich ein Forschungsteam jedenfalls für eine neue Studie das sogenannte Häsitationsverhalten beim Sprechen näher angeschaut. Damit sind Äußerungen wie „ähm“ oder „äh“ gemeint oder die Nutzung von Füllwörtern. Aber auch Pausen, Wortwiederholungen und das Langziehen von Lauten zählen dazu.

Dabei kamen die drei Phonetikwissenschaftlerinnen zu der Beobachtung, dass diese Sprechelemente von Mensch zu Mensch sehr verschieden und damit äußerst individuell sein können. Das geht sogar so weit, dass einzelne Personen dadurch identifizierbar werden. Dabei kommt es zum Beispiel auf die Häufigkeit der Häsitationen an und ob und wie man diese mit anderen Lauten verknüpft oder langzieht.

Die Forschungsergebnisse sind an und für sich interessant, könnten aber auch jenseits des akademischen Betriebes wertvoll sein: Zur Bekämpfung von Kriminalität könnten sie ebenfalls beitragen. Zwar würden diese Sprechmuster nicht wie Fingerabdrücke funktionieren. Nichtsdestotrotz können sie ergänzend in Ermittlungen hinzugezogen werden. Tatsächlich habe die Forscherin Angelika Braun laut einer Pressemitteilung zur Studie bereits einige Kriminelle auf die Weise überführt.

Auch interessant: Sprechen kann nicht nur sehr individuell sein, sondern auch Hinweise auf die Intelligenz liefern. Das gilt laut einer Studie auch, wenn man besonders viel „Müll redet“.

Tausende „äh“s und „ähm“s ausgewertet

Für die Forschung wurden Tonaufnahmen von acht Probandinnen ausgewertet. Das mag, wie man selbst einräumt, wie eine sehr geringe Stichprobe wirken. Allerdings kamen dabei mehrere Tausend „ähm“s und „äh“s zusammen, was doch recht umfangreich sei. Die Teilnehmerinnen erschienen zu drei Terminen in Abständen von je einer Woche. Dabei konnte man feststellen, dass die Verzögerungen beim Sprechen über den gesamten Untersuchungszeitraum nicht nur sehr individuell ausfielen, sondern auch sehr konstant blieben.

Quellen: „Disfluencies Revisited—Are They Speaker-Specific?“ (Languages 2023), Universität Trier

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