Wer genau hinschaut, kann auch auf der Erde zahlreiche Geschöpfe vorfinden, die direkt einem Horror- oder Science-Fiction-Film entsprungen sein könnten. Zu diesen Geschöpfen zählt auch ein besonderer Wurm, der mit seinen Opfern Schauriges anstellt. Darüber hinaus gibt er der Forschung ein neues Rätsel auf.
Gruseliger Wurm steuert Wirtstiere fremd
Laut einer neuen Studie hat man bei einem bestimmten Wurm-Stamm eine Besonderheit entdeckt. Die Saitenwürmer gehen in ihren Leben parasitär vor: Sie können zum Beispiel das Gehirn einer Heuschrecke befallen und ihr Opfer von innen auffressen, aber nur so weit, dass der Körper selbst intakt bleibt.
Anschließend können sie das Nervensystem des Wirtstieres anzapfen und den Körper Richtung Wasser lenken, wo der einzelne Wurm austritt und sich vermehrt. Das ist also dem Cordyceps-Pilz nicht unähnlich, da dieser ebenfalls befallene Lebewesen steuern kann.
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Ungewöhnlich: Fehlende Härchen auf Zellularebene bei Saitenwurm
Auf einer zellulären Ebene fehlen Saitenwürmern nämlich winzige Fäden und Härchen, die eigentlich in den Zellen aller Lebewesen vorkommen und ihnen erlauben, sich zu bewegen, Dinge zu spüren oder Flüssigkeiten zu filtern. Diese Härchen werden auch Zilien bezeichnet und finden sich auch auf fast allen menschlichen Zellen wieder.
Saitenwürmer fehlen diese Zilien. Und wie das Forschungsteam festgestellt hat, fehlen ihnen auch alle für deren Bildung erforderlichen Gene. Selbst einige entfernte Verwandte der Saitenwürmer kommen mit „nur“ 30 Prozent weniger dieser Gene aus – das komplette Fehlen ist höchst seltsam. Sogar das Wurmsperma verfügt über keine schwanzartige Ausprägung wie bei anderen Lebewesen.
Evolutionäre Gründe werden vermutet
Dass Parasiten Dinge fehlen, die anderswo normal sind, ist an sich nicht neu. Viele verlassen sich darauf, dass die Körper ihrer Wirte verschiedene Aufgaben übernehmen, weshalb sie selbst diese Funktionen nicht mehr brauchen. Über die vielen Jahre könnten diese deshalb verschwinden. Allerdings gibt es auch viele Parasiten, denen die Gene für die Zilienbildung nicht fehlen – was den Fall der Saitenwürmer umso mysteriöser erscheinen lässt.
Die Forschenden können aktuell nur mutmaßen, dass beim Wurm die Gene in der frühen Evolution abhandenkamen und dass nachfolgender Generationen einfach so weitergemacht haben. Man hofft aber, dass die neue Untersuchung anderen bei weiteren Nachforschungen hilft, um herauszufinden, welche genetischen Mechanismen bei Parasitismus greifen.
Quelle: „Rampant loss of universal metazoan genes revealed by a chromosome-level genome assembly of the parasitic Nematomorpha“ (Current Biology 2023)
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