Der Ozean ist und bleibt voller Geheimnisse. So benötigt es manchmal Jahre, um zunächst unerklärliche Ereignisse zu entschlüsseln. Das gilt auch für den sogenannten „Krakengarten“, den Wissenschaftler*innen 2018 am Davidson Seamount entdeckt haben.
Ozean: Das passiert in 3.000 Metern Tiefe
Bei dem im Ozean versteckten Ort handelt es sich um einen riesigen Kraken-Nistplatz. Seit seiner Entdeckung unternahm ein Team unter der Leitung des Meereswissenschaftlers James Barry vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) mehrere Tauchgänge zur Überwachung und Beobachtung des Ortes. Dadurch hat man nun herausgefunden, was diesen Ort so attraktiv für die Tiere macht: Die Wärme des Vulkans beschleunigt die Entwicklung der Eier und erhöht die Überlebenschancen.
„Dank der fortschrittlichen Meerestechnologie des MBARI und unserer Partnerschaft mit anderen Forschern vor Ort konnten wir den Krakengarten sehr detailliert beobachten, was uns half herauszufinden, warum sich so viele Tiefseekraken dort versammeln“, zitiert Science Alert Barry.
Die bei den Kraken beliebte Stelle liegt 3.200 Meter unter der Meeresoberfläche, in der ständigen eisigen Dunkelheit des Bathypelagials. Die Forschenden zählten 4.707 nistende Weibchen in einem 2,5 Hektar großen Gebiet in der Mitte der Anlage. Sie schätzten, so die Studie zur Untersuchung, dass es in der gesamten Kinderstube bis zu 20.000 männliche und weibliche Tintenfische gibt.
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Darum ist der Ozeanbereich so attraktiv
Wie viele andere Meerestiere auch sind Kraken Kaltblüter. Die durchschnittliche Umgebungstemperatur in der Davidson Seamount-Schlucht von etwa 1,6 Grad Celsius verlangsamt ihren Stoffwechsel. Bei dieser Temperatur dauert es deshalb voraussichtlich fünf bis acht Jahre, bis die Eier der Kopffüßer schlüpfen.
Der Garten im Ozean scheint hier besondere Bedingungen zu bieten. So scheint es ein bisher unbekanntes hydrothermales System zu geben. Zumindest fand man heraus, dass sich die Tintenfischnester meist in Spalten befinden. An diesen Orten tritt Wärme aus dem Meeresboden aus und heizt das Wasser auf relativ milde 11 Grad Celsius auf. Diese Temperatur ist den Forschenden zufolge für den Stoffwechsel der Tintenfische und die Bebrütung der Eier wesentlich günstiger.
Es ist unklar, ob die Wärme eine Voraussetzung dafür ist, dass die Kraken nisten können, aber es ist klar, dass sie von Vorteil ist. Die kürzere Inkubationszeit verringert das Risiko, von einem Raubtier gefressen zu werden, drastisch. Denn während die Kraken brüten, sind sie nicht in der Lage, sich zu verteidigen oder zu fliehen.
Quellen: Science Alert, „Abyssal hydrothermal springs—Cryptic incubators for brooding octopus“ (2023, Science Advances)
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