Üblicherweise wird bei Verbrennungsmotoren besonderes Augenmerk auf die Abgase gelegt, die über den Auspuff ausgestoßen werden. Aus diesem Grund gelten vielen Menschen Elektroautos als umweltfreundlichere Alternative. Allerdings zeigt eine neue Studie auf, dass unabhängig vom Antriebstyp – sei es konventionell oder elektrisch – eine bisher vernachlässigte Gefahrenquelle im Zusammenhang mit Autos existiert. Dies könnte ein erheblicher blinder Fleck sein.
Autos: Reifenabrieb kann Wasser kontaminieren
In Bezug auf den Klimawandel und den Umweltschutz liegt ein starker Fokus auf der Eindämmung von Treibhausgasen. Deswegen schaut man bei Autos vor allem auf deren CO2-Emissionen und wie man diese durch moderne Technologien verringern kann. Doch laut einer neuen Studie australischer Forscherinnen und Forscher sollte man schnell den Blick auf etwas anderes richten: die Reifen.
Der Untersuchung zufolge soll der Abrieb der Reifen stark zur Verunreinigung urbaner Wasserwege beitragen, wobei Partikelmaterie entsteht, die auch Mikroplastik enthält. Auf diesen Wegen können diese auch ins Meer gelangen. Schon Anfang 2023 hatte eine Expertengruppe auf die Problematik hingewiesen.
Die Reifenpartikel geraten besonders durch Regenabwasser von den Straßen in die Wassersysteme. Für die neue Analyse schaute man sich Mengen und Arten der Verschmutzungen an.
Auch gut zu wissen: Die Gefahr kleiner künstlicher Partikel in der Umwelt nimmt für Menschen immer weiter zu. So konnte man erst 2022 erstmals Mikroplastik im menschlichen Blut nachweisen.
Massive Reifenabnutzung weltweit
Wenn Reifen sich abnutzen, stoßen sie Partikel unterschiedlicher Größen ab – diese können variieren von sichtbaren Gummiteilen bis zu mikroskopisch kleinen Resten. Weltweit, so schätzt man, entstehen 6,6 Millionen Tonnen an Reifenpartikeln, die sich nicht auf natürlichem Wege zersetzen und deshalb in der Natur mehr werden und dort auch mit anderem Schmutz sowie Organismen interagieren.
Um die Mengen an Mikroplastik von Reifen näher zu bestimmen, nahm das Forschungsteam mehrere Regenwasserproben während mehrerer Stürme in der Nähe von Parkplätzen und Straßen. Heraus kam ein Anteil von Mikroplastik zwischen 3,8 bis 59 Partikeln pro Liter – davon stammten 2,5 bis 58 von Reifen. Dies zeigt, welch großen Anteil sie an der Verbreitung von Mikroplastik in der Umwelt und insbesondere im Wasser haben.
Mögliche Lösungsansätze gegen Mikroplastik
Das Wissenschaftsteam verweist jedoch auf einige Möglichkeiten, die Ausbreitung der schädlichen Partikel zu verringern. So sollen künstliche Feuchtgebiete und Auffangbecken effektiv helfen. So fand man zum Beispiel in Proben aus einem angelegten Regenwasser-Feuchtbiotop zwischen 1.450 und 4.740 Partikel in jedem Kilogramm Sediment. Das belegt, dass solche Orte große Mengen Mikroplastik aus dem Regenwasser entfernen beziehungsweise filtern können.
Dort kann sich das Material außerdem anhäufen und zusammen mit den Sedimenten einen Biofilm erzeugen. Langfristig können es so dem Abwasser fernbleiben und nicht weitergetragen werden. Zusätzlich verweisen die Forschenden auf eine spezielle Regenwasservorrichtung. Dabei handelt es sich um einen Beutel aus 0,2 Millimeter dickem Mesh-Material, den man zum Filter für Mikroplastik umfunktionieren kann und der signifikante Ergebnisse gebracht haben soll.
Beide Strategien sind auch bitter nötig, da langfristig auch erhebliche Gesundheitsrisiken für den Menschen daraus resultieren können. Eine andere Studie kam zu dem Schluss, dass die Reifenabnutzung bei Autos unter anderem den Herz-Lungenkreislauf, das Krebsrisiko, entwicklungs- und fortpflanzungstechnische Resultate negativ beeinflussen kann. Derweil warnt man auch vor Elektroautos: Die seien zwar ein wichtiger Schritt gegen geringere Emissionen. Da sie aber zumeist viel schwerer sind, fördere dies den Reifenabrieb umso mehr.
Quelle: „Microplastics and Tire Wear Particles in Urban Stormwater: Abundance, Characteristics, and Potential Mitigation Strategies“ (Environmental Science & Technology 2023), „Tyre and road wear particles (TRWP) – A review of generation, properties, emissions, human health risk, ecotoxicity, and fate in the environment“ (Science of The Total Environment 2020)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.