In Utah erstreckt sich ein einzigartiger Wald, bekannt als Pando, der „Zitternde Riese“. Dieses riesige Wesen ist eine Klonkolonie der Amerikanischen Zitterpappel. Sie hat 47.000 Stämme und ein gemeinsames Wurzelsystem. Mit einem geschätzten Gewicht von 6.000 Tonnen ist Pando nicht nur das schwerste, sondern auch das größte Lebewesen der Welt.
Größtes Lebewesen der Welt „spricht“ zu uns
Pando zu sehen ist denkbar einfach, denn er erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 40 Hektar. Ein Kunstprojekt hat nun aber neue wissenschaftliche Wege eröffnet und gibt uns die Möglichkeit, den riesigen Baum zu hören. Es nutzt Vibrationen in den Wurzeln, um die Geheimnisse von Pandos Wassersystem zu erforschen. Der Klangkünstler Jeff Rice benutzte ein Hydrophon und fing tiefes Grollen während eines Sturms auf.
Das Hydrophon fing sogar ferne Geräusche auf. Es hörte das Klopfen an einem fast 30 Meter entfernten Ast. Das beweist, dass Pandos Wurzeln ein komplexes Kommunikationsnetz bilden. Denn Pando ist nicht nur ein Wald aus vielen Bäumen, sondern ein einzelner lebender Organismus, das größte Lebewesen der Welt.
„Die Geräusche sind schön und interessant, aber aus praktischer Sicht können Naturgeräusche dazu verwendet werden, den Zustand einer Umwelt zu dokumentieren“, erklärte Lance Oditt, Gründer der Friends of Pando, im Rahmen der 184. Zusammenkunft der Acoustical Society of America.“Sie sind eine Aufzeichnung der lokalen Artenvielfalt und bieten eine Basislinie, die an Umweltveränderungen gemessen werden kann.
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„Die Ergebnisse sind faszinierend“
Das Wesen wächst auf eine ungewöhnliche Weise. Die Bäume produzieren selten Samen. Stattdessen klonen sie sich. Dies hat Pando zu einem riesigen, genetisch identischen Wald gemacht. Dieses einzigartige Phänomen fasziniert Wissenschaft und Kunst gleichermaßen. „Pando stellt unser grundlegendes Verständnis der Welt in Frage“, ergänzte Rice. „Die Vorstellung, dass dieser riesige Wald ein einziger Organismus sein könnte, widerspricht unserer Vorstellung vom Individuum. Seine Weite bringt unser Raumgefühl ins Wanken.“
Doch das größte Lebewesen der Welt ist in Gefahr. Menschliche Aktivitäten und Umweltveränderungen bedrohen sein Überleben. Wir müssten jetzt „zuhören“, mahnt das Duo. Die Klänge, die Pando erzeuge, könnten uns sagen, wie es ihm geht. Sie könnten uns helfen, ihn zu retten.
„Die Ergebnisse sind faszinierend. Obwohl es als Kunst begann, sehen wir ein enormes Potenzial für die Nutzung in der Wissenschaft. Wind, der in Schwingungen (Schall) umgewandelt wird und das Wurzelsystem durchläuft, könnte auch das Innenleben des riesigen, verborgenen hydraulischen Systems von Pando auf zerstörungsfreie Weise enthüllen. Friends of Pando plant, die gesammelten Daten als Grundlage für weitere Studien zur Wasserbewegung, zur Beziehung zwischen den Zweigreihen, zu Insektenkolonien und zur Wurzeltiefe zu nutzen, über die wir heute nur wenig wissen.“
Lance Oditt
Quelle: Acoustical Society of America
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