Im Südwesten der Vereinigten Staaten entdeckten ein polnischer Archäologe und sein Team bislang unbekannte Steinbilder. Sie entstammen der indigenen Pueblo-Kultur, die bereits Jahrtausende vor der Besiedlung dieser Region durch Anglo-Amerikanerinnen und -Amerikaner über das weite Land herrschten. Der archäologische Fund zeigt auf, dass diese Kultur weit komplexer und fortschrittlicher war als bislang angenommen.
Archäologischer Fund an beliebtem Tourismusziel
Die faszinierende Landschaft und die vielseitigen historischen Schätze der Ureingeborenen machen die Castle Rock Pueblo-Siedlung auf dem Mesa Verde Plateau an der Grenze zwischen Utah und Colorado nicht nur zu einem beliebten Ziel für Touristinnen und Touristen. Auch unter Forschenden der Archäologie gilt der Ort als wahrer Hotspot. So auch für Professor Radosław Palonka von der Jagiellonen-Universität in Krakau.
Bereits seit über 12 Jahren forscht der Archäologe vor Ort zu der Pueblo-Kultur. Dennoch hielt eine neuer archäologischer Fund auch für den ausgewiesenen Fachmann eine große Überraschung parat. „Unsere diesjährigen Funde verändern unser Verständnis von diesem Siedlungsgebiet in vielerlei Hinsicht komplett“, berichtet Palonka begeistert in einer Mitteilung der Jagiellonen-Universität.
Auch spannend: Dieser archäologische Fund zeugt von einer antiken Schreckensherrschaft.
Abenteuerliche Entdeckung dank lokalem Wissen
Bei seiner Entdeckung griff Palonka auf die Unterstützung der örtlichen Bevölkerung zurück. „Ich bekam Hinweise aus der lokalen Gemeinde, dass sich noch mehr in den höhergelegenen, unzugänglicheren Teilen des Canyons finden lässt“, führt der Archäologe aus. „Wir wollten diese Information überprüfen und was wir fanden, übertraf unsere kühnsten Erwartungen“.
Die abenteuerliche Erkundung unter der sengenden Sonne des amerikanischen Südwestens hat sich sichtlich gelohnt. Rund 800 Meter über den Klippensiedlungen entdeckte man diverse bislang unbekannte Petroglyphen (Steinbilder). Diese erstrecken sich über vier Kilometer weit über das Plateau.
Faszinierend an dem archäologischen Fund ist, dass er mehrere Jahrhunderte der Pueblo-Geschichte abbildet. Die ältesten Steinbilder lassen sich auf das dritte Jahrhundert nach Christus datieren. Sie stellen antike Krieger und Schamanen dar. Die meisten Petroglyphen stammen jedoch aus dem 12. und 13. Jahrhundert.
Ein Detail an dem archäologischen Fund ist besonders kurios. Denn scheinbar war Palonka nicht der erste Entdecker der beeindruckenden indigenen Kunstwerke. Auf einem Felsen konnte man eine Unterschrift des Cowboys Ira Cuthair aus dem Jahr 1936 entziffern. Cuthair ist bis heute eine lokale Legende.
Pueblo-Kultur komplexer als gedacht
Interessanter für den Forscher und seine Kolleginnen und Kollegen sind jedoch natürlich die archäologischen Funde, die der Pueblo-Kultur zuzuordnen sind. Unter diesem Begriff fasst man diverse indigene nordamerikanische Stämme zusammen, die in sogenannten Pueblos leben. Das sind Dörfer mit Lehmhäusern der Adobe-Bauweise, die ihren damaligen Bewohnerinnen und Bewohnern als mächtige Festungen dienen konnten. Das Gebiet der Pueblo-Kultur erstreckte sich über die heutigen US-Bundesstaaten Colorado, New Mexico, Arizona und Utah.
„Die von der Landwirtschaft lebenden Pueblo-Gemeinden entwickelten eine der fortschrittlichsten Kulturen des prä-kolumbianischen Nordamerikas“, erläutert Palonka. So waren sie beispielsweise in der Lage mehrstöckige Gebäude zu errichten, die mittelalterliche Stadthäuser oder gar moderne Wohnblöcke vorwegnahmen. Auch ihre kunstvollen Felsenmalereien zeichneten die Pueblo-Kultur aus.
Dazu zählen auch die jüngst entdeckten Steinbilder, weiß Professor Palonka. Unter den neuen archäologischen Funden befanden sich auch Petroglyphen, auf denen astronomische Beobachtungen abgebildet sind. Sie zeigen Darstellungen der Winter- und der Sommersonnenwende sowie der Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) im Frühling und Herbst. Es ist gut möglich, dass die damaligen Bewohnerinnen und Bewohner damit besondere Daten ihres spirituellen Kalenders markierten.
„Diese Entdeckungen zwingen uns, unser Verständnis dieser Region anzupassen“, ist sich Palonka der Bedeutung seines archäologischen Fundes bewusst. „Wir haben definitiv die Anzahl der hierlebenden Bewohner im 13. Jahrhundert unterschätzt, ebenso wie die Komplexität ihrer religiösen Riten“.
Quelle: Jagiellonen-Universität
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