Es ist allseits bekannt, dass es bei frühen Menschen eine klare Aufgabenteilung in Jäger und Sammler gegeben hat. Die einen zogen regelmäßig los, um größere Tiere zu erlegen oder zu fischen, während die anderen Pflanzen und Kleintiere sammelten. Dank neuer Erkenntnisse durch archäologische Funde weiß man aber jetzt mehr darüber, wie sie einst in der Menschheitsgeschichte abgelöst wurden.
Archäologischer Fund: Farmer löschten Jäger und Sammler aus
Bislang ging man in der Wissenschaft davon aus, dass Jäger und Sammler nur sukzessive und vor allem friedlich von der Bildfläche verschwanden und durch Ackerbau treibende Menschen verdrängt wurden. Doch Fachleute der schwedischen Lund Universität haben mehrere archäologische Funde genauer untersucht und sind dabei zu einem grausamen Schluss gekommen.
Dazu analysierten sie Skelette und Zähne, die im heutigen Dänemark gefunden wurden. In den DNA-Proben lässt sich eine abrupte Veränderung feststellen, wobei Erbmerkmale der damals verbreiteten Jäger-und-Sammler-Kulturen (die Maglemose, Kongemose und Ertebølle) später kaum bis gar keinen Anteil mehr daran haben.
Vor etwa 5,900 Jahren soll sich demnach die Bevölkerung in der untersuchten Region rasch verändert haben. Und es sieht ganz danach aus, als hätten die neueren Menschen die Jäger und Sammler regelrecht abgeschlachtet und so binnen kürzester Zeit für ihr Aussterben gesorgt.
Auch spannend: Unsere Geschichte ist voll grausamer Ereignisse. Ein archäologischer Fund deutet auf ein brutales Blutvergießen, das mit einem Schiffsunglück im Zusammenhang steht.
Nicht die einzige gewaltsame Übernahme
Wie die an der Studie beteiligte Forscherin Anne Birgitte Nielsen in einer separaten Mitteilung der Universität sagt, waren es aber nicht nur die späteren Menschen selbst. Krankheitserreger, die durch die neue Viehzucht verbreitet wurden, gaben unseren früheren Vorfahren den Rest.
Die Untersuchungen der archäologischen Funde und ihrer DNA zeigen aber auch, dass es nicht bei dieser einen gewalttätigen Übernahme blieb. Etwa 1.000 Jahre später kamen Gruppen mit „großen Knochen“ und mit Verbindungen zur Jamnaja-Kultur aus Südrussland in die Region. Erneut lassen sich gewaltsame Konflikte und neue Krankheitserreger ableiten, die für eine weitere schnelle Verdrängung sorgten.
Bisherige Theorien auf den Kopf gestellt
Diese letzte Gruppe, die Tiere zähmte, Rinder hielten und sich übers Land mit Pferden und Karren fortbewegte, bleibt bis heute genetisch dominant in Dänemark. Genetisch gibt es heute keine Spuren mehr der Jäger und Sammler und der anschließenden ersten Farmer-Kulturen.
Dieses neue Wissen auf Basis archäologischer Funde stellt bisherige wissenschaftliche Theorien auf die Probe und hilft, das menschliche Erbe besser zu verstehen. Zugleich lässt sich so der historische Weg von Keimen besser nachzeichnen und wie sich bestimmte Krankheiten entwickelt haben. Man hoffe langfristig, dadurch heutige Gesundheitsprobleme besser zu verstehen und zu behandeln.
Quellen: „100 ancient genomes show repeated population turnovers in Neolithic Denmark“ (Nature 2024), Lund University
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