Neue archäologische Funde bei den Pyramiden von Gizeh stellen die Annahme in Frage, dass das Gebiet vollständig erforscht sei. Seit 2015 hat das Projekt Scan Pyramids Anomalien innerhalb der Großen Pyramide von Gizeh aufgedeckt. Dies führte nun zur Entdeckung einer bisher unbekannten Kammer.
Archäologischer Fund in L-Form
Ein internationales Team hat mithilfe von Fernerkundungstechniken eine große, mysteriöse L-förmige Struktur unter dem Westfriedhof von Gizeh entdeckt. Der archäologische Fund deutet auf einen mit Sand gefüllten Hohlraum hin, der zu tieferliegenden, verborgenen Strukturen führen könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden Anfang Mai im Fachjournal Archaeological Prospection.
Der Westfriedhof, Teil der Nekropole von Gizeh, ist eine bedeutende Begräbnisstätte des alten Ägyptens. Westlich der Großen Pyramide und nördlich der Pyramide von Chephren gelegen, enthält dieses Gebiet die Gräber von Mitgliedern der königlichen Familie und hochrangigen Beamtinnen und Beamten der vierten Dynastie (2.620 bis 2.500 v. Chr.). Der Friedhof besteht aus Straßen, die von zahlreichen rechteckigen Stein- oder Lehmziegelstrukturen gesäumt sind, den sogenannten Mastabas, die in Blöcken angeordnet sind, ähnlich einem modernen Stadtplan.
Den Westfriedhof dominiert die massive Mastaba G 2000, die vermutlich für eine hochrangige Person während der Herrschaft von Pharao Cheops oder Chephren errichtet wurde. Eine Mastaba ist ein rechteckiges Grabgebäude aus Stein oder Lehmziegeln mit flachem Dach, das im alten Ägypten für die Bestattung von Angehörigen der Oberschicht verwendet wurde. Die südliche Grenze des Friedhofs markiert eine undatierte Mauer, während die östliche Grenze die westliche Umfassungsmauer des Komplexes der Großen Pyramide bildet. Das steile Gelände des Gizeh-Plateaus bildet im Norden eine natürliche Grenze.
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„Großes unterirdisches Objekt“
Ein japanisch-ägyptisches Team, geleitet von Motoyuki Sato von der Tohoku-Universität, konzentrierte sich auf eine weitgehend unerforschte Zone in der Mitte des Friedhofs. Zwischen 2021 und 2023 setzten sie fortschrittliche Scan-Techniken ein, darunter Bodenradar (GPR) und elektrische Widerstandstomografie (ERT). Diese Methoden enthüllten den archäologischen Fund in Gestalt einer großen L-förmigen Struktur in etwa zwei Metern Tiefe, die auf einen mit Sand gefüllten Hohlraum hinweist.
Unter der L-förmigen Struktur zeigten die Scans eine weitere Anomalie in etwa zehn Metern Tiefe, die eine Fläche von etwa zehn mal zehn Metern umfasst. Die Forschenden sind sich über die genaue Natur dieser tieferen Struktur nicht sicher.
„Das könnte Teil einer künstlichen Struktur sein, denn diese L-Form würde bei natürlichen geologischen Prozessen nicht entstehen“, zitierte Der Standard den Teamleiter. „Wir haben zwar gehofft, etwas zu finden, aber wir haben nicht erwartet, es dort zu finden.“ Anhand der Vermessungsergebnisse habe das Team, so schreibt es, zwar nicht das Material bestimmen können, dass die Anomalie verursacht, aber es könne sich „um ein großes unterirdisches Objekt handeln“.
Quellen: „GPR and ERT Exploration in the Western Cemetery in Giza, Egypt“ (Archaeological Prospection, 2024); Der Standard
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