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Forscher entdecken rätselhafte Anomalie im Atlantik: Studie enthüllt Erstaunliches

Seit 2020 wurden neue Vorschriften erlassen, die den Ausstoß von Abgasen des internationalen Schiffsverkehr reduzieren soll. Doch das scheint wohl, einen ungewollten Nebeneffekt zu haben.

Ein Frachtschiff fährt auf dem Ozean.
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Die Weltmeere erhitzen sich immer weiter. Vor allem der Atlantik scheint davon stark betroffen zu sein. Schon seit Jahren untersuchen die Wissenschaftler*innen das Phänomen. Nun hat ein Forschungsteam aus den USA eine Studie veröffentlicht, in der die Gründe für den enormen Temperaturanstieg erläutert werden soll. Doch die Ergebnisse überraschen.

Enormer Temperaturanstieg im Atlantik

Schon im vergangen Jahr hat das Copernicus Programm der EU von einer ungewöhnlichen Anomalie im Atlantik berichtet. „Bereits im Mai waren die Meeresoberflächentemperaturen weltweit höher als in jedem Mai zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen, und dies setzte sich bis in den Juni hinein mit noch größeren Anomalien im Vergleich zum Durchschnitt fort,“ heißt es dort in einer offiziellen Mitteilung.

Genau darauf hat das Forschungsteam um Tianle Yuan von der University of Maryland nun Bezug genommen und die hohen Temperaturen auf eine erstaunliche Ursache zurückgeführt. Die Ergebnisse erschienen erst vor wenigen Tagen im Fachjournal communications earth & environment. Ihnen zufolge soll die Hitze im Atlantik durch den Rückgang der Schiffsemissionen begründet sein.

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Abgase dienen als Sonnenschutz

Denn seit dem Jahr gelten neue Regularien bezüglich des Kraftstoffes bei Schifffahrten. Diese haben seitdem den Ausstoß von Schwefeldioxid um etwa 80 Prozent gesenkt. Doch die neuen Bestimmungen „verursachten einen unbeabsichtigten Geoengineering Termination Shock mit globalen Auswirkungen.“

Der Begriff Termination Shock bezeichnet im Bereich des Geoengineerings den rasanten Wiederanstieg der Temperaturen, nachdem zuvor künstliche Maßnahmen zum Senken eben dieser durchgeführt wurden. Den Wissenschaftler*innen zufolge würde eben genau dies momentan so im Atlantik passieren.

Die enormen Emissionen durch den Schiffverkehrs hätten demnach die Oberfläche der Ozeane zuvor vor einer zu starken Erhitzung geschützt, so die Forscher*innen. Denn die ausgestoßenen Schwefeldioxidpartikel sind extrem reflektierend. Wenn sie freigesetzt werden, setzen sie sich in der Stratosphäre fest und werfen die Sonnenstrahlen zurück in den Weltraum, anstatt dass diese direkt auf die Wasseroberfläche treffen. Neben dem Atlantik konnten die Forscher*innen auch ähnliche Effekte im Karibischen und Südchinesischem Meer beobachten.

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Forscher*innen warnen vor Folgen

Doch zahlreiche Wissenschaftler*innen äußern auch Kritik an den Ergebnissen der kürzlich veröffentlichten Studie. So sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der Nachrichtenagentur dpa, dass bei der Interpretation der Werte Vorsicht geboten sei, wie die Zeit berichtet. Denn einen Effekt für einen so kurzen Zeitraum zu betrachten, sei sehr anfällig für Fehler.

Auch könnten aus der Studie zu schnell folgenschwere Schlüsse für das gesamte Weltklima gezogen werden. So werde damit nahegelegt, dass mittels künstlich freigesetzter Aerosole Wolken aufgehellt und damit das Klima vorübergehend abgekühlt werden könne. Das schreiben auch die Wissenschaftler*innen aus den USA: „Unser Ergebnis deutet darauf hin, dass die Aufhellung mariner Wolken eine praktikable Geoengineering-Methode zur vorübergehenden Abkühlung des Klimas sein könnte“.

Levermann warnt aber davor, dies umsetzen ohne die menschengemachten Ursachen der Erderwärmung, allen voran die Treibhausgasemissionen, anzugehen. „Sie müssen dann nämlich für Hunderte Jahre die Aerosole in die Luft schießen. Sobald Sie damit aufhören, schießt Ihnen die Temperatur binnen weniger Jahre in die Höhe“, so der Klimaforscher. Auch die Studienautor*innen sehen den unkontrollierten Einsatzes solcher Methoden im Atlantik kritisch: „Sie sind keine Lösungen für die durch Treibhausgase verursachte globale Erwärmung und haben neben dem beabsichtigten kurzfristigen Kühleffekt ungewisse und komplexe zusätzliche Folgen“

Quelle: „Abrupt reduction in shipping emission as an inadvertent geoengineering termination shock produces substantial radiative warming“ (Nature 2024), Zeit, The Copernicus Programme

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