Hochwasser und Überschwemmungen erschüttern momentan vor allem den Süden und Westen Deutschlands. Die erschreckenden Bilder rufen bei vielen sofort die Flutkatastrophe von 2021 ins Gedächtnis. Auch damals hatte Starkregen zu einem ungeheuren Maß an Leid und Zerstörung geführt. Kaum drei Jahre später müssen die Menschen sich nun mit einem etwas weniger verheerenden, aber doch ähnlichen Szenario auseinandersetzen. Doch Expert*innen warnen, dass auch in Zukunft solche Extremwetter-Ereignisse immer häufiger werden sollen.
Starkregen verursacht extreme Schäden
So erklärt ein internationales Forschungsteam im Fachjournal Climatic Change: „Diese Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit und Schwere von Niederschlagsereignissen, wie sie im Juli 2021 extreme Auswirkungen verursachten, stark zunimmt.“ Auslöser für die Untersuchungen waren ebene jene Ereignisse der Flutkatastrophe vor drei Jahren.
In Deutschland, Belgien, Luxemburg und weiteren Nachbarländern kam es im Zeitraum vom 12. bis 15. Juli damals zu extremem Starkregen, der zu schweren Überschwemmungen führte. Mehr als 200 Todesopfer und erhebliche Schäden an der Infrastruktur waren die Folge. Durch Straßensperrungen waren Orte tagelang unzugänglich und von Evakuierungsrouten und Rettungskräften abgeschnitten, heißt es in der Studie weiter.
Doch die Forscher*innen zeigen nicht nur die fatalen Folgen des Starkregens auf, sondern sprechen auch eine klare Warnung für die Zukunft aus. Als Zusammenhang benennen sie dabei klar jenen mit dem menschengemachten Klimawandel: „Extreme Niederschläge haben in West- und Mitteleuropa zugenommen und werden mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Klimawandel weiter zunehmen.“
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Luftfeuchtigkeit in Atmosphäre nimmt zu
Dabei beziehen sich die Wissenschaftler*innen auf die sogenannte Clausius-Clapeyron-Gleichung. Diese besagt, dass mit jedem Grad der Erwärmung die Atmosphäre sieben Prozent mehr Luftfeuchtigkeit aufnehmen kann. Das erhöht also auch die Masse an Regen, die in sehr kurzer Zeit auf die Erde fallen kann.
Ein Ziel der Studie war es nun, diese These, die bereits im 19. Jahrhundert von den Wissenschaftlern Rudolf Clausius und Benoît Paul Émile Clapeyron aufgestellt wurde, mittels aktueller Daten zu überprüfen. Dabei kamen sie zu einem erschütternden Ergebnis. Denn „obwohl tatsächliche Feuchtigkeitsanstiege bei Anwendung der CC-Beziehung von 6 bis 7 % pro Grad nicht immer den lokalen Temperaturänderungen folgen, zeigen Beobachtungen und Modelle robuste Feuchtigkeitsanstiege in der Atmosphäre.“
Auf Basis der erhobenen Daten erwarten die Forscher*innen einen Anstieg der bodennahen Feuchtigkeit um vier bis sechs Prozent pro Grad globaler Erwärmung. „Dies bietet eine solide Grundlage für beobachtete und projizierte Anstiege von Niederschlagsextremen.“
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Klimawandel als Ursache
Doch nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Intensität von Starkregen habe sich erhört. Denn „die Niederschlagsmenge hat im Vergleich zu einem globalen Klima, das 1,2 °C kühler ist als heute, um etwa 3–19 % zugenommen. Mit zunehmendem Klimawandel werden weitere Zunahmen der Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse erwartet.“ Ausgehend von diesen Erkenntnissen, geben die Forschenden in der Studie auch die Empfehlung, Maßnahmen zum Schutz vor Fluten und Frühwarnsysteme immer weiter zu verbessern.
Die Wissenschaftler*innen machten zugleich klar, dass für genaue Ergebnisse noch weitere Untersuchungen notwendig sind und auch fortlaufend durchgeführt werden. Doch diese erweisen sich gerade in Bezug auf den Starkregen im Jahr 2021 als schwierig, „weil die extremen Hochwasserereignisse vielerorts nicht nur frühere Ereignisse bei weitem übertrafen, sondern auch zum Ausfall oder zur Zerstörung von Messstationen führten.“
Quelle: „Attribution of the heavy rainfall events leading to severe flooding in Western Europe during July 2021“ (Climatic Change, 2023)
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