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Archäologischer Fund: Mysteriöses Massengrab in der Schweiz entdeckt – Forscher rätseln über Todesursache

Ein Tausende Jahre altes Grab mit 20 Toten wirft bis heute bei Archäolog*innen zahlreiche Fragen auf. Nun sollen moderne DNA-Analysen neue Erkenntnisse ans Licht bringen.

Keltisches Kreuz vor einem bewölkten Himmel
u00a9 Gerd Wolf - stock.adobe.com

5 ärchäologische Funde, die noch heute Rätsel aufgeben

Einige Überbleibsel der Vergangenheit lassen auch nach tausenden von Jahren noch viele Fragen unbeantwortet.Wir zeigen dir 5 archäologische Funde, die auch heute noch eine Menge Rätsel aufgeben.

Vor rund 2.000 Jahren starben zwanzig Menschen unter mysteriösen Umständen. Ihre Überreste wurde im Flussbett des Zihlkanals in der Schweiz gefunden. Die uralten Knochen geben der Wissenschaft seit Jahrzehnten Rätsel auf. Nun hat ein Forschungsteam den archäologischen Fund ein weiteres Mal untersucht.

Archäologischer Fund enthüllt 20 Skelette

Bereits 1965 wurden bei Bauarbeiten eine Mischung aus Knochen, Schädeln und Holzbalken in der Nähe der Ruinen der keltischen Brücke von Cornaux/Les Sauges entdeckt. Die Stätte enthüllte zwanzig Skelette, was zu jahrzehntelangen Spekulationen unter Archäolog*innen führte. Denn die Todesursache konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

Viele Wissenschaftler*innen vermuten, dass eine plötzliche Überschwemmung den Einsturz der Holzkonstruktion und den Tod der Menschen verursacht haben könnte. Doch es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass hier ein blutiges Ritual stattfand.

Ein multidisziplinäres Team von Spezialist*innen der Gebiete Archäologie, Anthropologie, Thanatologie, Biochemie und Genetik hat sich nun erneut mit dem archäologischen Fund befasst. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie vor wenigen Tagen in der Fachzeitschrift Scientific Reports.

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Fand hier ein blutiges Ritual statt?

Dafür, dass die Menschen einem kulturellen Ritus zum Opfer fielen, spricht zum Beispiel der Fundort der Skelette. Denn einer Theorie zufolge, soll an dieser Brücke eine Opferstätte der Kelten gelegen haben. Diese führten ihre Rituale oft am Wasser durch. „In diesem Zusammenhang wurde bei Ausgrabungen in Cornaux ein absichtlich gefaltetes Bronzeblech einer Schwertscheide gefunden, was auf eine Verbindung zur rituellen Zerstörung von Waffen hindeutet“, heißt es in der Studie.

Für die These spricht auch die große Ähnlichkeit der Toten. Denn bei einem Unglück, wie einem Brückeneinsturz, würde man eher erwarten, dass Geschlecht und Alter der Opfer zufällig verteilt sind. Doch bereits frühere Untersuchungen zeigten, dass sich unter den geborgenen Skeletten mehrheitlich erwachsene Männer befanden, die alle nicht eng miteinander verwandt waren.

Sie alle wiesen zudem Verletzungen auf, von denen die Forscher*innen bis heute nicht genau erklären können, wie sie entstanden sind. Auch die ungewöhnliche Position der Toten, die in einigen Fällen unter den Holzbohnen „festgesteckt“ waren, lässt die Theorie eines grausames Ritual plausibel erscheinen. Dazu passt, dass im Flussbett Skelette von Rindern und Pferde sowie einige Alltagsobjekte und Waffen gefunden wurden, die möglicherweise als weitere Opfergaben dienten.

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Tragisches Unglück mögliche Todesursache

Für die Theorie, dass die Männer bei einem Brückensturz ums Leben gekommen sind, würde dagegen der Zeitpunkt des Todes sprechen, wie die Wissenschaftler*innen anhand von DNA-Analysen herausfanden. So lebten die Menschen zwischen dem dritten und ersten Jahrhundert vor Christus. Also etwa in der Zeit, in der die keltische Brücke einstürzte. So ein Unglück würde auch die Verletzungen erklären.

Denn die Knochenläsionen und Brüche waren auf ganz unterschiedliche Körperteile verteilt, wie die Forschenden berichten. Ungewöhnlich ist zudem der gute Erhaltungszustand der Überreste. Bei mehreren Schädeln sind sogar Reste des Hirngewebes erhalten. „Dies würde eher zu einem Szenario passen, in dem Körper schnell von Sediment bedeckt werden“, die die Körper vor der Zersetzung bewahrt haben.

Deshalb gehen die Forscher*innen bei dem archäologischen Fund aktuell eher von einem tragischen Unglück aus, möglicherweise durch einen Tsunami ausgelöst. „Das Fehlen einer eindeutigen absichtlichen Verletzung, die heterogene anatomische Verteilung der Verletzungen und die erhebliche Krafteinwirkung, die diese Verletzungen nahelegen, lassen jedoch insgesamt eher auf ein Unfallszenario als auf eines schließen, das durch absichtliche Gewalteinwirkung gekennzeichnet ist. Einstürzende Brückenelemente könnten daher einige dieser Personen getroffen und zerquetscht haben.“

Quelle: „Geographic origin, ancestry, and death circumstances at the Cornaux/Les Sauges Iron Age bridge, Switzerland“ (Scientic Reports, 2024)

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