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Antarktis: Studie macht erstaunliche Entdeckung – werden unsere Tage bald länger?

Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, soviel dürfte bekannt sein. Eine neue Studie kam nun aber zu dem Ergebnis, dass die Folgen noch weitreichender sind.

Schmelzendes Eis in der Antarktis.
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Was würde passieren, wenn die Erde aufhört, sich zu drehen?

So verändert sich die Erde, wenn sie sich aufhören würde zu drehen.

Eine neue Studie von Forschenden der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, dem California Institute of Technology und der University of Alberta hat herausgefunden, dass schmelzendes Eis in der Antarktis sowie auf Grönland dazu führt, dass die Tage auf der Erde länger werden.

Schmelzendes Antarktis-Eis sorgt für langsamere Erdrotation

Die Länge eines Tages auf der Erde nimmt im Laufe der Zeit immer weiter zu – und das auf ganz natürliche Weise. Das liegt an der Schwerkraft des Mondes auf die Ozeane und die Landmassen. Durch die menschengemachte globale Erwärmung soll dieses Phänomen laut einer aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachmagazin PNAS, aber noch weiter verstärkt werden. Denn aufgrund der Eisschmelze in der Antarktis und auf Grönland gelangt immer mehr gespeichertes Wasser von den Polen in die Weltmeere – und somit auch in Äquatornähe. Das soll zur Folge haben, dass die Erde abgeflachter wird, was wiederum die Rotation des Planeten verlangsamen und damit den Tag verlängern soll.

„Wir können unseren Einfluss als Menschen auf das gesamte Erdsystem sehen, nicht nur lokal, wie der Temperaturanstieg, sondern wirklich grundlegend, indem wir die Bewegung und Rotation der Erde im Raum verändern“, zitiert The Guardian Prof. Benedikt Soja von der ETH Zürich in der Schweiz und Co-Autor der Studie. „Aufgrund unserer Kohlenstoffemissionen haben wir das in nur 100 oder 200 Jahren geschafft. Während die vorher bestimmenden Prozesse Milliarden von Jahren andauerten, ist das bemerkenswert.“

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Kleine Änderung, große Folgen

Die Änderung der Tageslänge soll sich dabei zwar nur im Millisekundenbereich bewegen und damit für den Menschen kaum bemerkbar sein. Doch soll sie laut den Wissenschaftler*innen ausreichen, um das Internet und die GPS-Navigation zu stören. „Alle Rechenzentren, die das Internet, die Kommunikation und Finanztransaktionen betreiben, basieren auf präzisen Zeitangaben. Wir brauchen auch für die Navigation, insbesondere für Satelliten und Raumfahrzeuge, genaue Zeitkenntnisse“, erklärt Soja.

Kiani Shahvandi ergänzt in einer Pressemitteilung der ETH Zürich: „Der anhaltende Klimawandel könnte also sogar Prozesse tief im Erdinneren beeinflussen und dabei eine größere Reichweite haben als bisher angenommen.“ Denn das schmelzende Eis in der Antarktis ist nicht das einzige Problem. Erst kürzlich hat eine weitere Studie herausgefunden, dass sich die Rotation des Erdkerns verlangsamt.

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„Große Verantwortung für die Zukunft“

Die Wissenschaftler*innen nutzten Beobachtungen und Computerrekonstruktionen, um die Auswirkungen des schmelzenden Eises der Antarktis auf die Tageslänge zu ermitteln. Dabei stellten sie fest: Die Verlangsamungsrate variierte zwischen 1900 und 2000 zwischen 0,3 und 1,0 Millisekunden pro Jahrhundert (ms/cy). Seit 2000 hat sich jedoch mit zunehmender Schmelze des Antarktis-Eis auch die Änderungsrate auf 1,3 ms/cy erhöht.

„Diese aktuelle Rate ist wahrscheinlich höher als zu jedem Zeitpunkt in den letzten paar tausend Jahren“, erklärten die Forscher. Bei unveränderter Emissionsrate, soll die Verlangsamung bis 2100 sogar auf 2,6 ms/cy ansteigen.

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„Wenn der Mensch weiterhin mehr Treibhausgase ausstößt und sich die Erde entsprechend erwärmt, hätte dies letztlich einen größeren Einfluss auf die Erdrotationsgeschwindigkeit als der Effekt des Mondes, der seit Milliarden von Jahren die Zunahme der Tageslänge bestimmt“, erklärt die ETH Zürich in ihrer Pressemeldung.

„Wir Menschen haben einen größeren Einfluss auf unseren Planeten, als uns bewusst ist und das bringt natürlich eine große Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten mit sich“, fasst Soja zusammen.

Quellen: „The increasingly dominant role of climate change on length of day variations“ (2024, PNAS); ETH Zürich, The Guardian

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