Der jüngste Ausbruchsserie des isländischen Vulkans Fagradalsfjall, die noch viele Jahrzehnte anhalten dürfte, begann ganz anders, als die Wissenschaft zuvor angenommen hatte. Dies ist das Ergebnis einer neuen Untersuchung, die von einem internationalen Forschungsteam aus den USA, Schweden und Island durchgeführt wurde.
Forscher messen „Blut“ des Vulkans
Die kontinuierliche Entnahme von Proben der ausgebrochenen Laven des Fagradalsfjall Vulkans auf der Halbinsel Reykjanes ermöglichte eine detaillierte zeitliche Analyse geochemischer Signale. Diese zeigt, dass der Ausbruch mit einer massiven Ansammlung von Magma begann. Was im Widerspruch zur ursprünglichen Hypothese eines Magmaaufstiegs direkt aus dem Erdmantel steht. Das schreiben die Forscher*inne in einer vor Kurzem erschienen Studie im Fachjournal nature.
James Day, Geologe am Scripps Institut für Ozeanographie der Universität von San Diego erklärt in einer offiziellen Pressmitteilung: „Indem wir in regelmäßigen Abständen Laven sammeln und dann ihre Zusammensetzung im Labor messen, können wir feststellen, was den Vulkan in der Tiefe speist. Das ist ein bisschen so, als würde man regelmäßig jemandes Blut messen. In diesem Fall ist das ‚Blut‘ des Vulkans die geschmolzene Lava, die so spektakulär aus ihm austritt.“
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Könnte helfen vulkanische Aktivitäten vorherzusagen
Das Forschungsteam hat neben Island auch basaltische Laven aus anderen jüngsten Vulkanausbrüchen untersucht. Dazu gehört die Eruption des Vulkans Tajogaite im Jahr 2021 auf der kanarischen Insel La Palma und der Ausbruch des Mauna Loa im Jahr 2022 auf Hawaii. Sie haben Hinweise auf ähnliche Magmaansammlungen unter La Palma gefunden, die sie nun in Bezug zum Fagradalsfjall Vulkan haben.
„Zusammen mit unseren Studien von La Palma deutet dies darauf hin, dass die Speicherung von Magma in der Kruste ein üblicher Prozess im Vorfeld größerer basaltischer Ausbrüche wie denen in Island oder auf den Kanarischen Inseln sein könnte. Diese Informationen werden für das Verständnis der vulkanischen Gefahren in der Zukunft wichtig sein“, fügte er hinzu, „da sie helfen könnten, vulkanische Aktivitäten vorherzusagen.“
Day und seine Kolleg*innen planen, ihre Arbeit über Island und andere basaltische Eruptionen auch in Zukunft fortzusetzen. Frühere Ausbruchsserien auf der Halbinsel Reykjanes dauerten Jahrhunderte. „Es sieht so aus, als würden die vulkanischen ‚Feuer‘ in Island mich überleben“, sagte Day. „Die Eruptionen, die dort wahrscheinlich weitergehen werden, werden eine Fundgrube wichtiger wissenschaftlicher Informationen über die Funktionsweise von Vulkanen und die damit verbundenen Gefahren liefern.“
Quellen: Scripps Institution of Oceanography, „Deep crustal assimilation during the 2021 Fagradalsfjall Fires, Iceland“ (nature, 2024)
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