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Arktis: Forscher warnen – etwas „wartet, zu explodieren“

In den Eismassen lauert eine Bedrohung, mit der viele gar nicht rechnen. Durch den Klimawandel könnte sie bald real werden.

KI-generiertes Bild eines Lochs im Eis der Antarktis
© Fadil - stock.adobe.com

Die Antarktis – wer hat sie eigentlich entdeckt?

Im Jahr 1820 stieß eine russische Expedition erstmals auf Ausläufer der Antarktis. Gerade mal ein Jahr später entdeckten amerikanische Forscher ihr Festland.Doch waren sie tatsächlich die ersten Menschen, die den Kontinent erforschten? Tatsächlich scheint es, als sei sie schon lange vorher besucht worden.

Wissenschaftler*innen zeigen sich besorgt über die Vorgänge in der Arktis. Dort droht der durch die immer weiter steigenden Temperaturen abschmelzende Permafrost jede Menge toxische Substanzen freizulegen.

Arktis: Eine tickende „Quecksilberbombe“

Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Permafrost in der Arktis, denn dadurch beginnt der normalerweise dauerhaft gefrorene Boden aufzutauen. Ein bedeutender Effekt dieser Vorgänge ist die Freisetzung von Treibhausgasen und womöglich eingeschlossener alter Krankheitserreger, die potenziell eine Bedrohung für Mensch und Tier darstellen könnten.

Doch nicht nur das halten die Eismassen verborgen: „Es könnte eine riesige Quecksilberbombe in der Arktis geben, die darauf wartet, zu explodieren“, erklärt Josh West, Professor für Erdwissenschaften und Umweltstudien an der USC Dornsife. Er ist Co-Autor einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde und die Gefahr analysiert, dass der Permafrost auftaut und diese Metalle freisetzt.

Die Quecksilberwerte in der Arktis liegen bereits über den normalen Werten, obwohl es in diesen Gebieten keine typischen Quellen gibt. Es gelangt aus der Umwelt über die Luft dorthin und wird typischerweise von Pflanzen absorbiert und dann im Permafrostboden eingeschlossen. Mit dessen Auftauen könnte es jedoch in die lokale Nahrungskette gelangen und verheerende Folgen haben.

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Millionen Menschen betroffen

„Aufgrund seines chemischen Verhaltens gelangt ein Großteil der Quecksilberverschmutzung in die Arktis. Der Permafrostboden hat so viel Quecksilber angesammelt, dass es die Menge in den Ozeanen, Böden, der Atmosphäre und der Biosphäre zusammen in den Schatten stellen könnte“, so West weiter.

Dem Forscher zufolge stellt das Freisetzen der toxischen Substanz eine potenzielle Bedrohung für fünf Millionen Menschen in der arktischen Zone dar, von denen mehr als drei Millionen in Gebieten leben, in denen der Permafrost bis zum Jahr 2050 ganz verschwinden soll.

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„Tribut für die Umwelt und die Gesundheit“

Bei der näheren Untersuchung konzentrierte man sich auf zwei Dörfer in Alaska – Biber und Huslia –, die beide in der Nähe von Fairbanks liegen. Da es schwierig ist, tiefe Bodenkerne aus dem Permafrostboden zu entnehmen, fokussierten sich die Forschenden auf Flussufer und Sandbänke. Dortige Messwerte lieferten ihnen ein gutes Verständnis dafür, welche Gefahren im Permafrost lauern.

Diese Daten zeigten, dass die Quecksilberwerte mit höheren Schätzungen aus früheren Studien übereinstimmen. Doch obwohl reißende Flüsse wie der Yukon einen Teil des Quecksilbers wieder vergraben, könnte der Nettozuwachs die lokale Wirtschaft und die Nahrungsmittelsysteme in der Arktis-Region dennoch zerstören.

„Eine jahrzehntelange Exposition, insbesondere mit steigenden Werten, wenn immer mehr Quecksilber freigesetzt wird, könnte einen enormen Tribut für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in diesen Gebieten fordern“, sagte Isabel Smith, USC-Dornsife-Doktorandin und Hauptautorin der Studie.

Man arbeitet nun an einer genaueren Schätzung des gesamten Quecksilbers, das freigesetzt werden könnte, wenn der Permafrost in den nächsten Jahrzehnten weiter auftaut.

Quellen: UCS Dornsife, „Mercury stocks in discontinuous permafrost and their mobilization by river migration in the Yukon River Basin“ (2024, Environmental Research Letters)

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