Neue Forschungsergebnisse des Rensselaer Polytechnic Institute in den USA zeigen, dass die letzte große Kollision der Milchstraße viel jünger ist als angenommen. Diese Erkenntnis verändert damit erheblich die Zeitleiste der Geschichte unserer Galaxie.
Milchstraße ist viel jünger als zuvor angenommen
Möglich wurde die Entdeckung, die vor Kurzem im Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht wurde, durch Gaia. So heißt der „Milliarden-Sterne-Erkundungsroboter“ der Europäischen Weltraumorganisation. Er kann über eine Milliarde Sterne in der gesamten Milchstraße und darüber hinaus kartieren und ihre Bewegungen, Leuchtkraft, Temperatur und Zusammensetzung genau verfolgen.
Das Forschungsteam konzentrierte sich auf die Beobachtung sogenannter „Falten“ im Weltall. Diese entstehen, wenn andere Galaxien mit der Milchstraße kollidieren, wie es in einer Pressemitteilung der Pennsylvania State University heißt. Sie sind wie kosmische Fingerabdrücke, die von früheren Zusammenstößen hinterlassen wurden.
Durch das Studium ihrer Muster können Wissenschaftler*innen die Evolutionsgeschichte der Milchstraße verstehen. „Wir werden mit zunehmendem Alter faltiger, aber unsere Arbeit zeigt, dass für die Milchstraße das Gegenteil der Fall ist. Sie ist eine Art kosmischer Benjamin Button, der mit der Zeit weniger faltig wird“, sagt Tom Donlon, Hauptautor der neuen Gaia-Studie.
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„Falten“ im Weltall
Ihre Beobachtungen der Falten vergleich das Team mit kosmologischen Simulationen. Dabei konnten sie feststellen, dass die letzte bedeutende Kollision der Milchstraße mit einer anderen Galaxie tatsächlich nicht zwischen acht und elf Milliarden Jahren her ist, wie bisher angenommen. Sondern nur etwa drei Milliarden Jahre.
„Die Simulationen sind entscheidend, weil sie es uns ermöglichen, vergangene Ereignisse, die in der Milchstraße stattgefunden haben könnten, nachzubilden und zu sehen, ob sie mit dem übereinstimmen, was wir beobachten“, sagt Astronomin Robyn Sanderson. „In diesem Fall haben sie uns gezeigt, dass der Zeitpunkt der letzten großen Kollision viel jünger ist.“ Diese Erkenntnisse sowie die gesamte Gaia-Mission „verändert unsere Sicht auf den Kosmos“, fasst Timo Prusti, Wissenschaftler bei der ESA, zusammen.
Quellen: PennToday, „The debris of the ‘last major merger’ is dynamically young“ (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 2024)
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