Es kommt nicht oft vor, dass sich belastbare Informationen über das Leben der Menschen vor hunderten Jahren entdecken lassen. Durch einen archäologischen Fund in Spanien konnten Forscher*innen nun jedoch einen Blick auf die damalige Welt werfen – mit erschreckenden Erkenntnissen.
Archäologischer Fund: Das wurde auf einem spanischen Friedhof entdeckt
Normalerweise nutzen Wissenschaftler*innen alte Schriftstücke, um über vergangene Zeiten zu lernen. Doch manchmal reichen diese nicht aus, oder es gibt Gruppen, über die überhaupt nie etwas geschrieben wurde. In diesem Fall müssen archäologische Funde nachhelfen, wie bei den Höhlenbewohnern in Spanien. Diese lebten allerdings nicht in der Steinzeit. Stattdessen wählten sie die Höhlen freiwillig als Wohnort, während es schon lange große Städte in der Region gab.
Warum es ganze Gruppen von Menschen gab, die noch im sechsten bis elften Jahrhundert nach Christus (n. Chr.) lieber Höhlen als Städte bewohnten, ist nicht bekannt. Vermutungen reichen von religiöser Motivation bis zum Eremitentum, doch Belege gibt es für keine der Thesen. Um dennoch irgendetwas über sie zu erfahren, nahm sich ein Team aus Forscher*innen einem Friedhof einer solchen Gruppe an. Der archäologische Fund mit mehr als 40 Skeletten wurde bereits vor einiger Zeit gemacht, aber laut Live Science bislang nicht derartig genau untersucht.
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So lebten die Menschen damals
Dabei stießen die Wissenschaftler*innen gleich auf mehrere Überraschungen. Durch die Untersuchung der Skelette in Nordspanien konnten sie beispielsweise feststellen, dass gleich zwei Individuen mit schweren Verletzungen durch Schwerter bestattet wurden. Beide waren demnach miteinander verwandt, einer der beiden überlebte den Schwerthieb in den Kopf aber anscheinend für einige Zeit. Aber ständige Gewalt ist bei weitem nicht die einzige Lektion, die von dem archäologischen Fund gelernt werden konnte.
So wiesen offenbar mindestens die Hälfte der Bestatteten Anzeichen dafür auf, dass sie durch Inzest geboren waren. Das bedeutet, dass vermutlich in der damaligen Gesellschaft der Gegend Endogamie praktiziert wurde. Dabei ist es Mitgliedern der Gemeinschaft nur erlaubt, innerhalb der Gruppe zu heiraten. Gerade bei einer geringen Gruppengröße war dies in der Geschichte häufig eine Voraussetzung für Inzest. Allerdings enthielt der archäologische Fund auch Hinweise auf Pocken. Dass die Höhlenbewohner*innen also völlig isoliert lebten, ist unwahrscheinlich.
Quellen: Live Science, „Five centuries of consanguinity, isolation, health, and conflict in Las Gobas: A Northern Medieval Iberian necropolis“ (Science Advances, 2024)
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