Zukünftig könnten Astronauten ihre Nahrung direkt aus Asteroiden gewinnen – zumindest theoretisch. Ein Team aus Forscher*innen an der Western University in Kanada arbeitet daran, die Idee in die Praxis umzusetzen: Sie wollen essbare Biomasse aus Bakterien herstellen, die von Asteroidenmaterial leben. Diese Methode könnte dabei helfen, Raumfahrer*innen im Weltall auf Langzeitmissionen zu ernähren, ohne dass sie auf Nahrungsmittel von der Erde angewiesen wären.
Nahrung im Weltall: Forscher entwickeln bahnbrechenden Plan
Das Konzept basiert auf einer Studie, die kürzlich im International Journal of Astrobiology veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler*innen berechneten, wie viel Material von einem Asteroiden im Weltall nötig wäre, um Astronaut*innen über lange Zeiträume zu versorgen. Joshua Pearce, einer der leitenden Forscher, erklärt gegenüber New Scientist: „Wenn man die Pyrolyse-Abbauprodukte ansieht, von denen wir wissen, dass Bakterien sie fressen können, und diese mit den Stoffen in Asteroiden vergleicht, stimmt das eigentlich ziemlich gut überein. […] Ich denke also, dass das tatsächlich funktionieren kann.“ Laut den Berechnungen könnte das Füttern von Mikroben mit Asteroidenmaterial ausreichen, um Astronauten im Weltall für Jahrhunderte zu ernähren.
Das Team hat solche Experimente bisher nicht mit echtem Asteroidenmaterial durchgeführt, aber ähnliche Tests mit Plastikabfällen unternommen. Dabei wurden die Plastikbehälter von Militär-Rationen zunächst durch Pyrolyse zersetzt und dann von Bakterien weiterverarbeitet. Der Prozess erzeugte eine Biomasse, die Pearce zufolge wie ein „Karamell-Milchshake“ aussah. Die Forscher*innen testeten auch die Möglichkeit, diese Biomasse zu trocknen und in eine Joghurt-ähnliche Substanz zu verwandeln.
Plan könnte zukünftige Raumfahrt revolutionieren
Allerdings steht das Projekt noch am Anfang. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, die Biomasse genießbar zu machen, sondern auch sicherzustellen, dass sie keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthält. Ein weiterer Aspekt sind die unterschiedlichen Zusammensetzungen von Asteroiden im Weltall. Während einige ausreichend kohlenstoffhaltige Verbindungen besitzen, könnten andere deutlich weniger ergiebig sein.
Langfristig könnte die Methode eine revolutionäre Lösung für die Nahrungsversorgung bei Weltraummissionen darstellen. Doch bevor die erste „Asteroiden-Nahrung“ auf dem Speiseplan von Astronaut*innen landet, sind noch viele Tests nötig. Trotzdem zeigt die Forschung, wie weit Wissenschaftler*innen bereits denken, wenn es darum geht, die Menschheit auf Reisen durchs Weltall vorzubereiten.
Quelle: „How we can mine asteroids for space food“ (International Journal of Astrobiology, 2024); New Scientist
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