Auch wenn Erdbeben hierzulande kein besonders großes Risiko darstellen, sieht es in vielen Teilen der Welt anders aus. Ein Forschungsteam hat nun herausgefunden, dass einige der letzten großen Umweltkatastrophen einen gemeinsamen Ursprung haben.
Erdbeben: Forschungs-Radius muss erweitert werden
Als eine Verwerfung bezeichnet man in der Geologie eine Bruchstelle, in welcher zwei Gesteins- oder Krustenteile gegeneinander versetzt sind. Diese Stellen sind eine der Ursachen für seismische Aktivitäten, denn bewegen sich die Bodenteile und reiben aneinander oder schieben sich aufeinander zu, entstehen kleinere oder größere Erdbeben.
Bisher wurde sich in der Erdbebenforschung, auch Seismologie genannt, vor allem auf bekannte und größere Verwerfungen fokussiert, um Erdbeben zu untersuchen oder sogar vorhersagen zu können. Eine aktuelle Studie stellt nun heraus, dass der Blick der Forschung in Zukunft sehr wahrscheinlich erweitert werden muss.
Erdbeben: Zweigverwerfungen häufig Auslöser
Denn die Forscher Ross Stein und Peter Bird erklären, dass viele der letzten großen Erdbeben durch Bewegungen an Zweigverwerfungen, also kleineren Bereichen der großen Verwerfung, verursacht wurden. „All diese schäbigen Möchtegern-Verwerfungen, die wir als Kandidaten für große Erdbeben ziemlich ignorieren, könnten tatsächlich sehr wichtig sein“, sagt einer der Autoren.
Der Hypothese zufolge, starten die seismischen Bewegungen an kleinen Verwerfungen, von wo aus sie sich am Bruch entlang zur großen Verwerfung vorarbeiten und dort eine der gefürchteten Naturkatastrophen auslösen können. Sollte dies der Fall sein, müssten Warnsysteme und Forschung in Zukunft einen wesentlich größeren Bereich in Betracht ziehen und überwachen.
Nur so könnten entsprechende Entwicklungen rechtzeitig vorhergesehen werden. Hierdurch wäre es im Idealfall möglich, vielen Menschen das Leben zu retten, welche sonst keine Zeit gehabt hätten, vor dem Erdbeben zu fliehen.
Lesetipp: Eine Region in der USA wird besonders häufig von Erdbeben heimgesucht. Die Forschung rätselt über den Grund, denn dort treffen keine Platten aufeinander.
Weitere Forschung ist notwendig
Begonnen haben die beiden Forscher ihre Untersuchung beim großen Erdbeben in der Türkei 2023. Hier haben sie das erste Mal eine Zweigverwerfung als Ursache ausfindig gemacht. Diese Korrelation veranlasste Stein und Bird dazu, die anderen großen Erdbeben der letzten Jahrzehnte zu betrachten. Der Fund: Die fünf stärksten Erdbeben seit 2000 starteten alle über eine kleinere Verwerfung.
Derzeit handelt es sich jedoch nur um eine Hypothese. Bis diese tatsächlich belegt werden kann, sollte es jedoch nicht allzu lange dauern, denn Erdbeben mit einer Magnitude von 7.8 auf der Richterskala, welche als „große“ Erdbeben eingestuft werden, geschehen alle zwei bis fünf Jahre. Stein selbst rechnet mit einer definitiven Aussagekraft in etwa zehn Jahren.
Quelle: „Why Do Great Continental Transform Earthquakes Nucleate on Branch Faults?“ (GeoScienceWorld; 2024), SciTechDaily
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