Obwohl Wissenschaftler*innen seit tausenden von Jahren bereits den Blick in den Himmel richten, gibt es im Weltall immer noch unendlich viel zu entdecken. Das bestätigte sich aktuell durch ein Ereignis in der großen magellanischen Wolke.
Weltall: Das ereignete sich in R136
Es gibt viele Prozesse und Vorgänge im Weltall, die die Forschung entweder noch nicht ganz versteht oder noch nie in Wirklichkeit gesehen hat. Eines dieser schwer erklärlichen Phänomene sind „runaway stars“, übersetzt etwa „Ausreißer-Sterne“. Dabei handelt es sich um Himmelskörper, die von einem kosmischen Ereignis rasend schnell ins Universum geschleudert werden. Wie das jedoch möglich ist, kann sich von Fall zu Fall unterscheiden.
In einer der „Satellitengalaxien“ der Milchstraße, also einer kleinen, selbstständigen Galaxie, die aber direkt an die Milchstraße anschließt, der großen magellanischen Wolke, kam es zu einem solchen kosmischen Ereignis. Forscher*innen von drei niederländischen Universitäten gelang es, im Sternenhaufen R136 eine Anomalie festzustellen. Diese führte offenbar dazu, dass mindestens 55 Sterne in alle Richtungen ins freie Weltall katapultiert wurden, wie die Universität Amsterdam in einem Statement angibt.
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So erklären sich Forscher das Phänomen
Die Ursache liegt in diesem Fall vermutlich im Entstehungsprozess des Sternenhaufens. Junge Sterne können sich in einem heillosen Durcheinander bewegen, bevor sie ihre geordneten Bahnen finden. Dadurch entstehen gewaltige Kollisionen, welche dann wiederum Kräfte auslösen, welche einzelne Sterne aus dem Haufen herausreißen. Besonders an dem Fall bei R136 ist vor allem, dass nahezu ein Drittel seines gesamten Bestandes ins Weltall geschleudert wurde. Seltsam ist auch, dass die Himmelskörper in zwei „Wellen“, wie es Michtel Stoop, der Leiter der Forschungsgruppe, formuliert, nach außen „geschossen“ wurden. Normalerweise gibt es nur eine einzige „Welle“.
Der Vorgang setzt sich fort, indem die losgelösten Giganten mit nahezu 100.000 Stundenkilometern durchs Universum rasen, bevor sie nach einer Distanz von etwa eintausend Lichtjahren in einer Supernova explodieren. Um diese Prozesse zu analysieren, nutzten die Forscher*innen das Gaia-Teleskop der Europäischen Weltraumagentur ESA. Dabei gelang es ihnen, die rasenden Sterne nach und nach zu lokalisieren. Dies geschah auf einer Distanz, die auch für das hochentwickelte Teleskop besonders hoch war. Damit konnten sie zugleich die Fähigkeiten von Gaia vollkommen neu erproben. Laut Stoop habe dies „alle Erwartungen übertroffen“, was in Zukunft neue Forschungen tief im Weltall ermöglichen kann.
Quellen: Universität Amsterdam
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