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Archäologischer Fund: Forschende entdecken „außergewöhnliches“ Gebäude aus der Jungsteinzeit

Der neue Fund könnte bisherige Annahmen über das Siedlungsverhalten auf dem Balkan und in Europa infrage stellen. Dabei gibt es noch weitere offene Fragen, die es nun zu erforschen gilt.

KI-generiertes Bild einer archäologischen Ausgrabung.
© Peerarut - stock.adobe.com

Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Ein erstaunlicher archäologischer Fund in Serbien gibt neue Einblicke in das Leben der ersten sesshaften Gemeinschaften in Europa. In der Region Svinjarička Čuka im Süden Serbiens entdeckte ein österreichisch-serbisches Forschungsteam die Überreste eines rund 8.000 Jahre alten Hauses. Das Gebäude ist nicht nur beeindruckend alt, sondern auch erstaunlich gut erhalten.

Archäologischer Funde „liefern substantiell neue Erkenntnisse“

Die Struktur des rechteckigen Hauses wurde aus Flechtwerk und Holzpfosten erbaut und weist Vorrichtungen zur Lagerung von Getreide und Saatgut auf. „Die neuen Funde in Svinjarička Čuka liefern substantiell neue Erkenntnisse und Daten, die bisherige Modelle zur Entwicklung der Sesshaftigkeit auf dem Balkan ändern dürften“, erklärt Barbara Horejs, Archäologin und wissenschaftliche Direktorin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), in einer Mitteilung ihrer Akademie. Laut Horejs könnte dieser archäologische Fund traditionelle Annahmen widerlegen, dass frühe Gemeinschaften dieser Region nur nomadisch oder saisonal ansässig waren.

Sowohl die Vorratsspeicher, als auch die stabile Bauweise zeigen nämlich, dass diese frühen Siedler bereits eine dauerhafte Lebensweise etabliert hatten. Das Team der ÖAW, das seit 2018 in Svinjarička Čuka forscht, konnte mehrere Besiedlungsphasen der frühen Jungsteinzeit dokumentieren. Dabei zeigt sich, dass die dort lebenden Gemeinschaften solide Behausungen errichteten und nicht nur in leichten, transportablen Hütten lebten. „Statt nomadischer oder nur saisonal sesshafter kleiner Gruppen bauten die neolithischen Pionier:innen auf dem Balkan offenbar doch stabile Häuser mit Anlagen für Vorräte und Getreidelagerung“, sagt Horejs weiter.

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Fund liefert viele wichtige Hinweise

Die Forschenden ordnen die Fundstätte der Starčevo-Kultur zu. Einer der frühesten bäuerlichen Kulturen auf dem Balkan. Diese brachte den Ackerbau und die Viehhaltung in die Region und etablierte somit die Grundlage für das sesshafte Leben in Europa. Im Zuge der sogenannten neolithischen Revolution verbreiteten sich diese Technologien und Lebensweisen allmählich vom Vorderen Orient über Anatolien nach Europa. Dabei diente der Balkan wahrscheinlich als bedeutende „Transitroute“. Hier zeigen sich immer wieder archäologische Funde, die darauf hindeuten, dass die Sesshaftigkeit in Europa eine langsame, aber nachhaltige Entwicklung durchlief.

Die Ausgrabungen in Svinjarička Čuka offenbaren zudem interessante Details zur Landwirtschaft und Tierhaltung. Die Fundstätte liefert Hinweise auf das Anpflanzen von Getreide und Hülsenfrüchten sowie auf die Haltung von Rindern und anderen Nutztieren. Dabei zeigt er außerdem, wie prägend das frühe Neolithikum für die spätere Kulturgeschichte Europas war. Horejs erklärt, wie es nach diesem archäologischen Fund nun weitergeht: „Die geographisch-kulturelle Herkunft dieser Gruppen, die mögliche Interaktion mit regionalen Jäger:innen und Sammler:innen sind noch offene Fragen, die jetzt weiter erforscht werden.“

Quelle: Österreichischen Akademie der Wissenschaften, YouTube/ ÖAW

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