Forscher*innen sind laut eigenen Aussagen im Eis von Grönland auf eine überraschende Entdeckung gestoßen. Die neuen Erkenntnisse über das Eisschild der riesigen Insel zwischen dem Nordatlantik und dem Nordpolarmeer sind dabei nicht nur von entscheidender Bedeutung für die Wissenschaft, sondern auch für unser zukünftiges Leben auf der Erde.
Grönland: Eisschmelze würde Meeresspiegel ansteigen lassen
So heißt es vor wenigen Tagen in einer offiziellen Pressemitteilung der Technischen Universität Delft in den Niederlanden, dass das grönländische Eisschild derzeit der größte Einzelfaktor für den globalen Meeresspiegelanstieg ist. Würde es vollständig schmelzen, würde dies den Forscher*innen zufolge den mittleren Meeresspiegel um bis zu sieben Meter anheben.
Doch die Wissenschaftler*innen haben nun herausgefunden, dass das Schmelzwasser nicht direkt in den Ozean fließt. Stattdessen wird ein beträchtlicher Teil davon während des Sommers im Eisschild gespeichert. Diese Erkenntnisse hat das Forschungsteam nun in einer Studie im Fachjournal nature veröffentlicht.
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Bestehende Modelle müssen angepasst werden
Dieser Effekt, der wie ein Wasserpuffer funktioniert, erreicht im Juli seinen Höhepunkt und lässt in den folgenden Wochen langsam nach, erklären die Forscher*innen. „Zu verstehen, wie Wasser im Eisschild gespeichert und freigesetzt wird, war schon immer eine Herausforderung“, so Pavel Ditmar, außerordentlicher Professor an der Technischen Universität Delft.
Dieser Prozess sei dabei in der Wissenschaft, vor allem bei der Entwicklung von Klimamodellen, oft nicht genug berücksichtigt worden. So soll die Entdeckung jetzt dazu beitragen, eben diese nun wesentlich genauer machen. „Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Verbesserung der Prognosen des Beitrags des grönländischen Eisschildes zum zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels“, sagt Michiel van den Broeke, Professor an der Universität Utrecht. Manche Modelle müssten demnach ihre ursprünglichen Werte um bis zu zwanzig Prozent anpassen.
Der Wissenschaftler betont dabei auch den ganz praktischen Teil der neuen Studie über das Eis von Grönland. Denn zahlreiche Menschen auf unserem Planeten könnten von dessen Schmelzen bald direkt betroffen sein. Van den Broeke fügt deshalb hinzu: „Da der Klimawandel die Arktis wärmer macht als je zuvor, sind genaue Vorhersagen von entscheidender Bedeutung, um die Küstenregionen auf einen möglichen Anstieg des Meeresspiegels vorzubereiten.“
Quelle: „Vertical bedrock shifts reveal summer water storage in Greenland ice sheet“ (nature 2024), Technische Universität Delft
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