Forschende der Universität Bologna haben herausgefunden, dass die Ursprünge der Proto-Keilschrift im alten Mesopotamien auf Bildmotive zurückgehen, die in Stein-Zylindersiegeln eingraviert waren. Diese Siegel, die um 3000 v. Chr. in der Stadt Uruk verwendet wurden, enthalten Symbole, die das früheste Schriftsystem der Region maßgeblich beeinflusst haben sollen. Die Untersuchung des archäologischen Fundes ergab, dass die Motive auf den Siegeln nicht nur dekorativer Natur waren, sondern als eine Art Vorstufe zur schriftlichen Kommunikation dienten.
Archäologischer Fund beleuchtet Proto-Keilschrift
Mesopotamien, das Gebiet des heutigen Irak, war der Ort, an dem Proto-Keilschrift als einfachere Vorform der Schrift zwischen 3.350 und 3.000 v. Chr. in Gebrauch war. Später entwickelte sich daraus die vollständige Keilschrift, die sowohl Laute als auch Bedeutungen übermittelte. Laut der im Fachjournal Antiquity veröffentlichten Studie entstand die Proto-Keilschrift aus den Symbolen und Formen, die auf Zylindersiegeln eingeritzt waren, und markiert den schrittweisen Übergang von Bildsymbolen zu einer strukturierten Schrift. Die antike Stadt Uruk, eine der ersten Städte Mesopotamiens, spielte dabei eine zentrale Rolle.
Die mit kunstvoll geschnitzten Mustern und Symbolen versehenen Siegel, wurden in Uruk über Tontafeln gerollt, sodass sie Abdrücke hinterließen. Sie waren, so die Forschenden, ein wichtiges Instrument im ersten Buchhaltungssystem und halfen, Güter wie Textilien und landwirtschaftliche Produkte zu erfassen. Der archäologische Fund zeigte, dass sich ähnliche Themen sowohl in den Abdrücken der Siegel als auch in den proto-keilschriftlichen Zeichen wiederfinden. Die Gravuren zeigten oft Symbole, die mit Handel und Gütern zu tun hatten – ein Hinweis darauf, dass wirtschaftliche Notwendigkeiten eine Rolle bei der Entstehung der Schrift spielten.
„Der konzeptionelle Sprung, der den Übergang von der Symbolik zur tatsächlichen Schrift ermöglichte, ist eine grundlegende Entwicklung für menschliche Technologien“, erklärte Silvia Ferrara , Professorin am Institut für Klassische und Italienische Philologie der Universität Bologna, die das Projekt leitete. „Die Ergebnisse dieser Studie stellen einen Verbindungspunkt im Übergang von der Vorgeschichte zur Geschichte dar: Sie zeigen, wie einige Bilder aus der Vorgeschichte in eines der ersten vom Menschen geschaffenen Schriftsysteme integriert wurden.“
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„Wir konzentrierten uns zunächst auf Bilder“
Interessanterweise ähnelten spätere prähistorische Siegel den proto-keilschriftlichen Zeichen deutlicher als frühere. Das deutet darauf hin, dass sich die Symbolik allmählich an die Bedürfnisse einer wachsenden städtischen Gesellschaft anpasste. Die Forschenden verglichen die Siegelmotive systematisch mit den proto-keilschriftlichen Zeichen und konnte so eine klare Verbindung zwischen administrativen Symbolen und der frühen Schrift ziehen. Die Ergebnisse lassen erkennen, dass die Schrift nicht isoliert erfunden wurde, sondern sich aus kulturellen Bedürfnissen heraus entwickelte.
„Wir konzentrierten uns zunächst auf Bilder, die vor dem Aufkommen der Schrift entstanden waren, und verfolgten ihre Entwicklung bis zur Zeit der Protoliteratur“, ergänzten Kathrtyn Kelley und Mattia Cartolano, die ebenfalls an der Untersuchung des archäologischen Fundes beteiligt waren. „Auf diese Weise konnten wir eine Reihe von Motiven identifizieren, die mit dem Transport von Stoffen und Keramik in Verbindung standen und dann in entsprechende Zeichen der Proto-Keilschrift umgewandelt wurden.“
Quellen: „Seals and signs: tracing the origins of writing in ancient South-west Asia“ (Antiquity, 2024); Università di Bologna
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