In den Wänden eines historischen mittelalterlichen Herrenhauses in England haben Forschende zahlreiche Einritzungen entdeckt. Darunter „Hexenzeichen“ und sogar seltene Flüche. Vor allem ein Aspekt des archäologischen Fundes stellt die Wissenschaft vor offene Fragen.
Archäologischer Fund aus dem Mittelalter
Der Glaube an Hexen und böse übernatürliche Kräfte war vor allem auf den britischen Inseln im Mittelalter weit verbreitet. Davon zeugt auch ein archäologischer Fund, wie der gemeinnützige Denkmalschutzverein English Heritage Ende Oktober mitteilt. Dieser konnte an den Wänden eines alten Herrenhauses namens Gainsborough Old Hall im Osten Englands um die zwanzig „Hexenzeichen“ und Flüche identifizieren.
Diese wurden aber wahrscheinlich nicht von den Hexen und Ungeheuern selbst dort hinterlassen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn bei den Einritzungen handelt es sich vor allem Zeichen, die Dämonen austreiben oder Unheil abwenden sollen. Diese werden auch als „witch marks“ (deutsch „Hexenzeichen“) bezeichnet.
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Das wurde in die Wände geritzt
Dabei scheinen vor allem die Angestellten des Herrenhauses damals von der Angst vor übernatürlichen Kräften geplagt worden zu sein. Denn die meisten der Zeichen finden sich vor allem im Dienstbotenflügel. Manche von ihnen sind einfache kreisförmige Symbole, von denen man annahm, dass sie Dämonen einfangen können.
Andere sind überlappende Versionen des Buchstaben V oder Marienzeichen. Diese sollten wahrscheinlich die Jungfrau Maria um Schutz anrufen. Daneben wurde auch ein Pentagramm gefunden. Trotz seiner heutigen Konnotationen diente auch dieses, laut den Forschenden von English Heritage, ursprünglich zum Schutz vor dem Bösen.
Der archäologische Fund umfasst aber auch „seltene Fluchinschriften“. Die Forschenden gehen davon aus, dass dies etwa im 1600 entstanden sind. Denn er war wohl an den damaligen Besitzer des Hauses, William Hickman gerichtet. Sein Name wurde verkehrt herum in die Wände geritzt. Die Praxis, einen Namen zu verunstalten, galt weithin als Fluch für die genannte Person. So etwas, wurde laut den Forschenden, noch nie zuvor an einer Stätte des English Heritage gesehen.
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Eine Frage bleibt ungeklärt
Eine Frage beschäftigt den Denkmalschutzverein jedoch. Denn außer den Schnitzereien gibt es auch etwa hundert Brandmale. Damals glaubte man, dass diese vor Feuer schützen. Zusammen mit den restlichen Malen macht Gainsborough Old Hall dies zu einer der am besten geschützten Stätten, die die Organisation bis jetzt untersucht hat.
Der Grund dafür ist, laut den Forschenden, aber noch nicht geklärt. So berichtet Kevin Booth, Leiter der Sammlungen von English Heritage, über den archäologischen Fund: „Es ist erstaunlich, dass die faszinierenden alten Gebäude in unserer Obhut auch nach Jahrhunderten noch Geheimnisse bergen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Die Old Hall hat zweifellos eine turbulente Vergangenheit hinter sich, nicht zuletzt unter dem offenbar unbeliebten Besitzer William Hickman, aber warum sie eine so hohe Konzentration an Schutzschnitzereien aufweist, bleibt ein Rätsel.“
Quelle: English Heritage
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