In Ägypten hat ein bedeutender archäologischer Fund für Aufregung gesorgt: Eine deutsch-ägyptische Forschergruppe hat den Eingang zu einem imposanten ptolemäischen Tempel in der antiken Stadt Athribis gefunden. Die Ausgrabungen, geleitet von der Universität Tübingen, deuten darauf hin, dass sie zu einem bisher unentdeckten Felsheiligtum führen könnten.
Archäologischer Fund beeindruckt Forschende
Die ägyptische Stadt Athribis, etwa 200 Kilometer nördlich von Luxor gelegen, war einst ein bedeutendes Kultzentrum. Besonders die Verehrung der löwenköpfigen Göttin Repit, ihres Sohnes Kolanthes und des Fruchtbarkeitsgottes Min spielte hier eine zentrale Rolle. „Seit 2022 sind die Tübinger Forscher gemeinsam mit Mohamed Abdelbadia von der Ägyptischen Altertümerverwaltung und einem ägyptischen Team in Athribis einem großen Steintempel auf der Spur“, schreibt die Universität Tübingen in ihrer Mitteilung.
Der neu entdeckte Pylon, eine typische Toranlage, deutet darauf hin, dass sich hinter den mächtigen Mauern ein in den Fels geschlagener Tempel verbirgt: „Fein geglättete Kalksteinblöcke an einer senkrecht abgeschlagenen Felsfassade könnten zu einem Felsheiligtum gehören“, erklärte Projektleiter Professor Christian Leitz von der Universität Tübingen.
Die Dimensionen des Pylons sind beeindruckend. Ursprünglich soll der Eingang 51 Meter breit gewesen sein, während die Türme eine Höhe von 18 Metern erreichten. Heute sind davon nur noch etwa fünf Meter übrig, da große Teile der Anlage wohl im Mittelalter von Steinräubern abgetragen wurden. Eine Münze aus dem Jahr 752 n. Chr., die bei den Grabungen gefunden wurde, belegt diesen Raubbau. Trotz der Schäden fand das Team einzigartige Reliefs, die den König Ptolemaios VIII. zeigen, wie er der Göttin Repit Opfer darbringt.
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Seltene Konstruktion
Eine weitere Sensation bietet der Nordturm des Pylons. Dort entdeckten die Archäolog*innen eine Kammer, die einst als Lagerraum diente. Mit viel Mühe wurde ein 20 Tonnen schwerer Deckenblock entfernt, um den Zugang freizulegen. Die sechs Meter lange Kammer ist reich verziert, unter anderem mit seltenen Darstellungen sogenannter Dekane – Wesen mit Falken- oder Ibisköpfen, die Sterne symbolisieren und zur Zeitmessung genutzt wurden.
Einzigartig ist zudem eine zweite Tür an der Fassade des Pylons, die zu einem Treppenhaus führt. Diese Konstruktion, in der ägyptischen Tempelarchitektur äußerst selten, deutet darauf hin, dass das Obergeschoss des Pylons einst weitere Lagerräume beherbergte. Das Treppenhaus ist heute jedoch teilweise zerstört, sodass nur noch Vermutungen über seine ursprüngliche Nutzung angestellt werden können.
Die Forscher*innen arbeiten nun daran, die Schutthaufen hinter dem Pylon zu entfernen, um den vermuteten Eingang zum Felsheiligtum freizulegen. Die Entdeckung könnte wichtige Einblicke in die religiöse Architektur und die Nutzung solcher Heiligtümer in der ptolemäischen Zeit liefern.
Quelle: Uni Tübingen
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