Die Venus, oft als Zwillingsplanet der Erde bezeichnet, birgt seit Jahrzehnten Rätsel. Trotz ihrer Ähnlichkeit in Größe und Aufbau unterscheidet sich unser Nachbarplanet drastisch von der Erde. Temperaturen von über 400 Grad Celsius und eine Atmosphäre aus Kohlendioxid und Schwefelsäure machen ihn zu einem lebensunfreundlichen Ort. Nun zeigt eine neue Studie entgegen bisheriger Annahmen: Die Venus war vermutlich schon immer heiß und trocken – flüssiges Wasser hat es dort wohl nie gegeben.
Venus: Neue Studie widerlegt alte Theorie
Wissenschaftler*innen der Universität Cambridge haben in ihrer Studie die chemische Zusammensetzung der Venusatmosphäre untersucht. Dabei kamen sie zu einem ernüchternden Ergebnis: „Die Vulkangase der Venus enthalten maximal sechs Prozent Wasser“, erklärte das Forschungsteam um Tereza Constantinou von der University of Cambridge. Das ist im Vergleich zur Erde, wo vulkanische Gase bis zu 96 Prozent aus Wasser bestehen, verschwindend gering.
Damit sprechen diese Erkenntnisse gegen frühere Hypothesen, die von einer einst lebensfreundlichen Venus mit ganzen Ozeanen ausgingen. Bisher konkurrierten nämlich zwei Theorien über die Vergangenheit der Venus. Eine besagte, dass der Planet einst Ozeane besaß und ein mildes Klima hatte, bevor ein galoppierender Treibhauseffekt ihn austrocknete.
Die neue Forschung stützt jedoch die zweite Theorie: Die Venus war von Anfang an trocken und unbewohnbar. Das Wasser, das sie in ihrer Jugend besaß, verdampfte früh und wurde von der Atmosphäre in den Weltraum abgegeben. „Wir hätten gerne herausgefunden, dass die Venus einst ein Planet war, der unserem eigenen viel näher war, daher ist es traurig, herauszufinden, dass sie es nicht war“, kommentierte Constantinou die Ergebnisse.
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Neue Mission geplant
Die Erkenntnisse haben auch Auswirkungen auf die Suche nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems. Viele Exoplaneten liegen wie die Venus am inneren Rand der bewohnbaren Zone. Doch wenn ein Planet wie die Venus nie lebensfreundlich war, könnten ähnliche Exoplaneten ebenfalls unwirtlich sein. Das Forschungsteam betont, dass die Suche nach bewohnbaren Welten künftig stärker auf erdähnliche Planeten fokussiert werden sollte.
Um die Ergebnisse weiter zu bestätigen, plant die NASA die Mission DAVINCI, die 2029 zur Venus aufbrechen soll. Mithilfe einer Landesonde wollen Forscher*innen die Atmosphäre und Oberfläche genauer untersuchen. Diese Daten könnten endgültig klären, ob die Venus jemals die Bedingungen für Leben erfüllt hat – oder ob sie schon immer der unbewohnbare „böse Zwilling“ der Erde war.
Quellen: „A dry Venusian interior constrained by atmospheric chemistry“ (2024, Nature Astronomy); University of Cambridge
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