Der Merkur birgt für die Forschung noch immer viele Geheimnisse, vor allem viele Fragen zur Entstehung, Entwicklung und Aufbau des Planeten sind bis heute ungeklärt. Doch nun könnte Wissenschaftler*innen ein entscheidender Schritt gelungen sein, einige davon zu lösen. Die Technik dafür stammt aus Deutschland.
Neue Mission zum Merkur
Der kleinste der acht Planeten unseres Sonnensystems hat zwar äußerlich erhebliche Ähnlichkeiten mit dem Erdmond. Doch in Aufbau und Zusammensetzung soll sich der Merkur erheblich von diesem unterscheiden, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitteilt. Die 2018 gestartete Raumsonde namens BepiColombo soll deshalb neue Erkenntnisse über den rätselhaften Nachbarn der Sonne liefern.
Im November 2026 soll BepiColombo dazu in einer Umlaufbahn um Merkur ankommen. Doch bereits seit einigen Jahren nähert sich die Sonde immer mehr dem Planeten an und liefert so wichtige Daten. Bei einem Nahvorbeiflug konnte jetzt erstmals auch das am DLR entwickelte und gebaute abbildende Spektrometer MERTIS eingesetzt werden, das gemeinsam mit der Universität Münster betrieben wird.
„MERTIS lieferte die erste detaillierte Ansicht der Merkuroberfläche im thermischen Infrarot. Das Team war besonders erfreut über die große Anzahl von Oberflächenmerkmalen, die der erste Blick auf die Oberfläche des Merkur in diesen Wellenlängen zeigt,“ heißt es in der offiziellen Pressemitteilung.
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„Sehen den Merkur zum ersten Mal in einem völlig neuen Licht“
Der Vorbeiflug erfolgte am 1. Dezember 2024. Dabei blickte die Sonde auf die Hälfte des etwa 1.550 Kilometer großen Caloris-Einschlagsbeckens und auch Teile einer großen vulkanischen Ebene in der nördlichen Hemisphäre. Mithilfe von METRIS konnten diese so nun genau unter die Lupe genommen werden.
Professor Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie an der Universität Münster sagte dazu: „Es ist wirklich eine Freude, mit einem fantastischen Team gemeinsam an der Auswertung der Daten zu arbeiten. Nach vielen Jahren der Vorbereitung sehen wir mit MERTIS den Merkur zum ersten Mal in einem völlig neuen Licht. Wir betreten also Neuland und werden die Zusammensetzung, Mineralogie und die Temperaturen auf dem Merkur viel besser verstehen können.“
Denn in METRIS stecken rund zwei Jahrzehnte Arbeit, wie Dr. Jörn Helbert vom DLR-Institut für Planetenforschung erklärt. Darunter auch zahlreiche Labormessungen an heißen Gesteinen, die denen auf Merkur ähneln könnten, und Tests der Abläufe für die Missionszeit. Dass die Sonde bereits jetzt die ersten Daten liefern könne, sei „einfach großartig“, so Helbert.
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Mission ist ein internationales Projekt
„MERTIS ist ein einzigartiges Instrument, das selbst aus dieser großen Vorbeiflugentfernung von rund 40.000 Kilometer Daten mit cirka 26-30 Kilometer Bodenauflösung liefert, aus denen wir wichtige Erkenntnisse ziehen können,“ berichtet Dr. Solmaz Adeli vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. Als Projektleiterin war sie ganz wesentlich an der Planung des jetzigen Vorbeiflugs beteiligt.
Die Mission ist dabei ein internationales Projekt. Nicht nur die Raumsonde BepiColombo steht unter der gemeinsamen Leitung der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der japanischen JAXA. Auch das MERTIS-Team besteht aus zahlreichen Wissenschaftler*innen aus mehreren Ländern Europas und den USA, die die Daten des Vorbeifluges gemeinsam auswerten.
Für die Forscher*innen hat die Arbeit also gerade erst begonnen. Gisbert Peter, der am Institut für die Instrumentenentwicklung verantwortliche Projektleiter bei METRIS, teilt daher mit: „Nach nun sechs Jahren auf dem Weg zum Merkur arbeitet das Instrument sehr stabil und liefert beeindruckende Messungen. Nun werten wir die ersten einzigartigen Daten vom Merkur aus und erwarten im Laufe der Mission sehr hochaufgelöste Spektren vom Instrument mit seinen exzellenten optischen Eigenschaften.“
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
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