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In den Tiefen der Nordsee: Forscher entdecken riesige, uralte Strukturen

Die Nordsee hat weit mehr zu bieten als Krabben und das Wattenmeer. Denn tief im Boden sind Forscher*innen nun auf riesige, vergrabene Strukturen gestoßen.

KI-generiertes Bild einer Unterwasserlandschaft.
© Neda Asyasi - stock.adobe.com

Eiszeit auf der Erde

Unsere Erde hat in den letzten 2,6 Millionen Jahren schon 50 Eiszeiten durchlebt. Diese wurden nur von wärmeren Perioden unterbrochen. Auch in der Zukunft kann der Blaue Planet wieder von einer Eiszeit übermannt werden.

Die Nordsee ist nicht nur ein beliebtes Reiseziel der Deutschen, sondern hat auch für die Wissenschaft noch einiges an Überraschungen zu bieten. So entdeckte ein internationales Forschungsteam dort vor Kurzem uralte Strukturen, die fast einen Kilometer unter dem Meeresboden begraben liegen.

Entdeckung schreibt Geschichte der Nordsee um

Dabei handelt es sich um bemerkenswert gut erhaltene Gletscherlandschaften. Diese Entdeckung würde unser Verständnis der Geschichte der Nordsee umschreiben, wie es in einer Pressemitteilung der renommierten Newcastle University heißt. Die Forschungsergebnisse wurden im Dezember im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht.

Diese legen nahe, dass die Landschaften vor etwa eine Million Jahren entstanden sind. Damals dehnte sich eine Eisdecke über Norwegen bis zu den Britischen Inseln aus. Um das herauszufinden, haben die Forscher*innen aber nicht den Boden der Nordsee umgegraben, sondern modernste Technologien genutzt.

Dr. Dag Ottesen vom Geological Survey of Norway, Hauptautor des Artikels, sagte dazu: „Diese Studie wurde durch die Verfügbarkeit von 3D-Seismikdaten aus der Nordsee ermöglicht, durch diese konnten wir die vergrabenen Landschaftsformen in bemerkenswertem Detail untersuchen.“

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Weitere Strukturen unter den Gletschern entdeckt

Die 3D-Seismiktechnologie wurde eigentlich für wirtschaftliche Interessen entwickelt. Denn mit ihr lässt sich die Eignung von Sedimenten für die Aufnahme von Öl- und Gas- oder erneuerbaren Infrastrukturen beurteilen. Dieselben Daten können jedoch auch verwendet werden, um durch Gletscherprozesse entstandene vergrabene Landformen zu untersuchen.

Mithilfe der Technik konnten die Forscher*innen sogar noch eine weitere Entdeckung zutage fördern. Denn neben den Gletscherlandformen fand das Team auch längliche Furchen im ehemaligen Meeresboden. Diese sind wohl durch starke Strömungen in der Nordsee entstanden.

Die Furchen sind sogar noch tiefer vergraben als die Gletscherlandformen, was zeigt, dass sie älter als das Vorrücken der Eisdecke sind. Ottesen erklärt dazu: „Dies unterscheidet sich von früheren Interpretationen dieser Merkmale als Gletscherlandformen und schreibt unser Verständnis der Gletschergeschichte der Nordsee neu.“

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Wichtige Erkenntnisse für die Zukunft

Doch die Forschungsergebnisse verraten uns nicht nur mehr über die Vergangenheit unserer Erde, sondern möglicherweise auch etwas über deren Zukunft. Denn die „Gletscherlandschaften zeigen, wie frühere Eisschichten auf Klimaveränderungen reagierten, was zu besseren Vorhersagen darüber beitragen kann, wie heutige Eisschichten auf die Klimaerwärmung reagieren werden“, erklären die Forscher*innen in der Pressemitteilung.

„Um die Zusammenhänge zwischen Eisschichten und Klima vollständig zu verstehen, müssen wir untersuchen, wie frühere Eisschichten auf langfristige Klimaveränderungen reagierten“, so Christine Batchelor von der Newcastle University. Sie spielte eine Schlüsselrolle dabei, die Landschaftsformen in der Nordsee zu kartieren und zu interpretieren.

Quelle: Newcastle University, „3D seismic evidence for a single Early Pleistocene glaciation of the central North Sea“ (Science Advance 2024)

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