Der Merkur ist zwar der kleinste Planet in unserem Sonnensystem, doch noch immer verbergen sich auf dessen Oberfläche große Geheimnisse für die Forschung. Eine aktuelle Mission soll diese nun lösen, diese hat bereits jetzt hochauflösende Bilder vom Himmelskörper an die Wissenschaftler*innen geliefert.
Dunkle Krater auf dem Merkur
Die Fotos stammen von der Raumsonde namens BepiColombo, ein gemeinsames Projekt der ESA (European Space Agency) und JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency). Die Sonde trat bereits 2018 ihren Weg zum Merkur an. Vor wenigen Tagen flog sie dabei nur wenige hundert Kilometer über dem Nordpol des Planeten.
Nach dem Flug durch den Schatten des Merkurs konnte die Kamera von BepiColombo dessen Oberfläche erstmals aus nächster Nähe betrachten, wie die ESA in einer offiziellen Pressemitteilung erklärt. „Beim Überfliegen des ‚Terminators‘ – der Grenze zwischen Tag und Nacht – hatte die Raumsonde die einmalige Gelegenheit, direkt in die ewig im Schatten liegenden Krater am Nordpol des Planeten zu blicken“, so die Weltraumorganisation.
Die Krater dort tragen die Namen Prokofjew, Kandinsky, Tolkien und Gordimer. Ihre Ränder sind so gelegen, dass sie permanent Schatten auf deren Boden werfen. Das macht sie zu den kältesten Orten im Sonnensystem, obwohl Merkur der Planet ist, welcher unserer Sonne am nächsten ist. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Krater am Nordpol gefrorenes Wasser enthalten könnten. „Ob es auf Merkur wirklich Wasser gibt, ist eines der wichtigsten Merkur-Mysterien, die BepiColombo untersuchen wird, sobald es den Planeten umkreist“, berichtet die ESA.
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Zahlreiche weitere Geheimnisse
Denn die BepiColombo-Mission ist noch lange nicht zu Ende. Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn das Projekt nimmt jetzt erst richtig Fahrt auf, so soll die Sonde 2026 in die Umlaufbahn des Merkur eintreten und damit den Forscher*innen weitere Informationen liefern. Dabei erhofft sich die Wissenschaft auch neue Erkenntnisse über eine ebenfalls mysteriöse Struktur auf dem Planeten, die bereits auf den jetzigen Aufnahmen zu sehen ist.
Dabei geht es um das massive Caloris-Becken, Merkurs größter Einschlagkrater, der sich über mehr als 1500 km erstreckt. Darüber erhellt eine bumerangförmige Kurve die Oberfläche. Dieser helle Lavastrom scheint mit einer tiefen Rinne darunter verbunden zu sein.
Seine Farbe ähnelt der Lava auf dem Boden des Caloris-Beckens und der Borealis Planitia, einer riesigen vulkanischen Ebene auf dem Merkur. Der Lavastrom steht dabei im besonderen Interesse der Forscher*innen: „Ein weiteres Rätsel, das BepiColombo zu lösen hofft, ist, in welche Richtung sich diese Lava bewegte: in das Caloris-Becken hinein oder aus ihm heraus?“
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Rätsel um Zusammensetzung des Planeten
Obwohl der Merkur so dicht bei der Sonne liegt, ist er „ein bemerkenswert dunkler Planet“, wie die ESA erklärt. Trotzdem gibt es noch weitere helle Flecken auf dessen Oberfläche, bei denen es sich wohl um jüngere Strukturen handelt. Diese sind auch auf den neuen Fotos abgebildet. „Wissenschaftler wissen noch nicht genau, woraus Merkur besteht, aber es ist klar, dass Material, das von unterhalb der äußeren Oberfläche nach oben befördert wird, mit zunehmendem Alter allmählich dunkler wird“, fügt sie Organisation hinzu.
Auch das Mysterium um die Zusammensetzung des Planeten soll BepiColombo lösen. Während der gesamten Mission werden mehrere Instrumente der Sonde sowohl alte als auch neue Abschnitte der Oberfläche genau untersuchen. So hoffen die Forscher*innen zu erfahren, woraus und wie der Merkur entstanden ist.
Auch wenn BepiColombo noch nicht in die Umlaufbahn des Merkur eingetreten, hat so schon der Vorbeiflug „wertvolle neue Informationen über den wenig erforschten Planeten“ geliefert. In den nächsten Wochen wird das BepiColombo-Team hart daran arbeiten, mit den Daten dieses Vorbeiflugs so viele Geheimnisse Merkurs wie möglich zu lüften“, so Geraint Jones, zuständiger Projektwissenschaftler bei der ESA.
Quelle: ESA
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