In Herrsching am Ammersee haben Forschende ein bedeutendes Grab aus der Keltenzeit entdeckt. Der archäologische Fund liefert Hinweise darauf, dass der Ort viel früher besiedelt war als bislang angenommen. Neben Skelettresten einer Frau kamen außergewöhnliche Schmuckstücke ans Licht, die Expert*innen als kulturelle Meisterwerke bezeichnen.
Überraschender archäologischer Fund bei Grabungen
Die Entdeckung gelang bei Bauarbeiten neben der Nikolauskirche in Herrsching, wo Archäologe Stefan Mühlemeier mit seinem Team seit 2023 den Boden untersuchte. Bis dahin hatte man eine Besiedelung der Region vor allem der Römerzeit zugeordnet. Doch die ausgegrabenen Überreste und Beigaben datieren auf das 4. Jahrhundert vor Christus – und stammen eindeutig aus der Zeit der Kelten. „Die Keltenzeit hatten wir nicht auf dem Schirm“, erklärte Mühlemeier, der das Grab als Seltenheit beschreibt, gegenüber dem BR. Solche Funde seien eine wichtige Ergänzung für die Erforschung der frühen Besiedelung Bayerns.
Das Skelett gehörte einer Frau, die etwa 20 bis 40 Jahre alt, 1,52 Meter groß und laut Mühlemeier „grazil gebaut“ war. Obwohl die Knochen schlecht erhalten waren, konnten anthropologische Untersuchungen Details über ihr Leben enthüllen, etwa Zahnprobleme und Karies. Doch es war vor allem der Schmuck, der für Aufsehen sorgte. Die Tote wurde mit einem Halsring, zwei Armreifen und einer kunstvoll gefertigten Gewandspange bestattet. Besonders beeindruckend sei dabei aber auch ein aus Bronzedraht gewickelter Fingerring. „Das ist ein Meisterwerk keltischer Schmuckkunst“, wird der Archäologe von Merkur zitiert.
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Historische Bedeutung des Grabes
Für die Forscher*innen ist der archäologische Fund von hoher Bedeutung. Gräber aus der Latène-Zeit, wie die keltische Epoche auch genannt wird, sind selten. Zudem dokumentiert der Schmuck präzise Handwerkskunst und erlaubt eine genaue Datierung. Neben dem Keltengrab wurden in Herrsching auch Überreste aus der Römerzeit und dem Frühmittelalter entdeckt. Die Region scheint also seit Jahrtausenden ein Ort menschlicher Besiedelung zu sein.
Die archäologischen Funde wurden dem Landesamt für Denkmalpflege übergeben und lagern nun in der Staatssammlung. Laut Mühlemeier könnte die Gemeinde Herrsching jedoch Ansprüche anmelden, um die Funde vor Ort auszustellen. Diese Entscheidung liegt noch aus, da der Grabungsbericht erst in Arbeit ist. Lokalhistoriker*innen und Archäologievereine zeigen sich jedenfalls begeistert von der Möglichkeit, die Geschichte Herrschings durch die Funde erlebbar zu machen.
Der Fund des Keltengrabs ist mehr als eine archäologische Sensation – er schreibt die Geschichte von Herrsching neu. Die Entdeckung belegt nicht nur die frühe Besiedlung des Ammersees, sondern zeugt auch von der kulturellen und handwerklichen Vielfalt der Kelten. Für die Archäolog*innen ist es ein weiterer Baustein, um das Leben vor über 2.000 Jahren besser zu verstehen.
Quelle: BR, Merkur
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