Bei einem archäologischen Fund in Zentralfankreich gelang es Forscher*innen, nicht nur ein Skelett freizulegen, sondern auch ein rätselhaftes Schriftstück. Dieses entpuppt sich nun als schrecklicher Fluch, der vor zweitausend Jahren ausgesprochen wurde.
Archäologischer Fund in Frankreich: Verflucht und vergraben
Schon 2022 entdeckten Archäolog*innen auf dem Gelände eines Krankenhauses in der Stadt Orléans eine Nekropolis aus römischer Zeit. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Gräbern, die etwa 1.800 Jahre alt sind, also aus der Zeit stammen, in der die Römer Gallien (das Gebiet des heutigen Frankreichs) beherrschten. Der archäologische Fund wurde nun eingehender untersucht. Damit zeigt sich, dass der Bestattete sich nicht nur Freunde im Leben machte.
Das Schriftstück, das den Forscher*innen bislang Kopfzerbrechen bereitete, ist eine Rolle aus Blei. Das wurde damals als billiges Schreibmaterial verwendet, da sich darin leicht Buchstaben eingravieren lassen. Mithilfe eines professionellen Restaurators ließ sich die Rolle entwirren, was allerdings zunächst nicht weiterhalf. In der Folge behandelte man das Schriftstück mit speziellen Chemikalien, wodurch die Schrift nach und nach sichtbar wurde, wie der archäologische Dienst der Stadt Orléans angibt.
Doch was die Forscher*innen lasen, gibt Aufschluss über eine weniger schöne Episode des Lebens im römischen Gallien. Denn offenbar handelt es sich bei dem Text um eine Art Gebet, bei dem ein bestimmter Gott beschworen wird, mehrere Personen zu verfluchen. Möglicherweise bezieht sich ein Teil des Textes auf den Verstorbenen, das ist jedoch noch nicht ganz klar. Solche Schriftstücke werden in der Wissenschaft auch als „Defixationstafel“ bezeichnet, was sich auf den lateinischen Begriff „defixio“, der „Fluch“ bedeutet, bezieht.
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Er ist nicht das einzige Opfer
Der Grund, warum der Text schwer zu interpretieren ist, liegt in der Sprache. Geschrieben ist er in römischer Kursivschrift, einer Schreibschrift, die damals im römischen Reich überall verwendet wurde. Doch zugleich finden nur wenige lateinische Worte Verwendung, der größte Teil ist in der gallischen Sprache geschrieben. Über diese ist bis heute nur wenig bekannt, weswegen es viel Arbeit erfordert, die Tafel zu übersetzen. Diese enthüllte dennoch nach und nach ihre Bedeutung.
So ist der beschworene Gott offenbar „Mars rigisamos“, was „Mars der Königliche“ bedeutet. Es geht also um den Kriegsgott der antiken Römer, wobei darum gebeten wird, mehrere Personen zu verfluchen. Als Grund dafür wird eine „unglückliche und ungerechtfertigte Tat“ angegeben. Doch was genau vor knapp zweitausend Jahren geschah, das zu diesem Fluch führte, lässt sich daraus nicht entschlüsseln. Der archäologische Fund belegt aber, dass der Brauch des Verfluchens auch im antiken Rom seine Anwendung fand.
Quellen: Service Archéologie Orléans
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