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Grönland: Tausende Seen ändern ihre Farbe – Forscher beobachten beispielloses Phänomen

Normalerweise schneit es im Herbst in Grönland. Doch 2022 kämpfte das Land mit einer Rekordhitze. Diese hatte weitreichende Folgen, wie Forscher*innen nun feststellten.

Landschaft mit Seen und Bergen in Grönland.
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Grönlands Eis enthüllt vermutlich Unglaubliches: Hinweis auf uralten, massiven Meteoritenabsturz

Erst im November war ein riesenhafter Krater im grönländischen Eis gefunden worden. Nun gilt der Polarregion ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit. Leider auch wegen des Klimawandels.

Da ein Großteil Grönlands von Eis bedeckt ist, hat das Land nur eine sehr geringe Bevölkerungsdichte. Die meisten Menschen leben an den eisfreien Küsten, vor allem im Südwesten. In Westgrönland gibt es zudem Tausende Seen, die die Bewohner*innen unter anderem auch mit Trinkwasser versorgen. Doch diese haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert.

Seen in Grönland verändern sich drastisch

So verfärbten sich im Herbst 2022 schätzungsweise 7.500 Seen in Westgrönland braun. Forscher*innen haben dieses besorgniserregende Phänomen nun genau untersucht. Dabei konnten sie feststellen, dass die Seen ebenfalls begannen Kohlenstoff auszustoßen und sich ihre Wasserqualität verschlechterte. Ihre Erkenntnisse haben sie vor wenigen Tagen in einer neuen Studie veröffentlicht.

Der Grund für diese extremen Veränderungen lag dabei in den zwei Monaten Rekordhitze und -niederschlag im Herbst 2022. Normalerweise schneit es zu dieser Zeit in Grönland, doch der Temperaturanstieg führte laut der Studie dazu, dass die Niederschläge stattdessen in Form von Regen fielen. Hinzu kam, dass die Wärme auch den Permafrost auftauen ließ. Dadurch wurden große Mengen an Kohlenstoff, Eisen, Magnesium und anderen Elementen freigesetzt.

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Dramatische Geschwindigkeit

Als die immense Mengen an Regen dann vom Himmel fielen, wurden diese neu freigelegten Metalle und der Kohlenstoff aus dem aufgetauten Boden in die Seen im Westen Grönlands gespült. Die Gewässer färbten sich daraufhin braun. Doch der Prozess hörte danach nicht auf.

Im Juli 2023, weniger als ein Jahr später, konnten die Forscher*innen feststellen, dass die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften dieser Seen verändert wurden. Eine weitreichende Transformation, die normalerweise über Hunderte von Jahren stattfindet, erklärt Jasmine Saro von der University of Maine.

Die schnelle Veränderung der Seen in Westgrönland stehe im Gegensatz zu der langsamen, mehrere Jahrzehnte andauernden Bräunung, die in anderen Seen in der nördlichen Hemisphäre, zu beobachten sei. „Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderung waren beispiellos“, sagte Saros.

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Mögliche krebserregende Stoffe freigesetzt

Durch die veränderte physikalische und chemische Eigenschaften werden die Seen in Grönland zudem undurchsichtiger, was bedeutet, dass auch weniger Licht die Oberfläche durchdringen kann. Das wiederum verringerte die Artenvielfalt des Planktons, was erhebliche Auswirkungen auf den Kohlenstoffkreislauf hat.

Die Forscher*innen stellten so einen Rückgang des Phytoplanktons fest, das durch Photosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre absorbiert. Damit hat der Ausstoß dieses Treibhausgases seit der Transformation der Seen in der Region um etwa 350 Prozent zugenommen.

Die Veränderungen haben dabei nicht nur Auswirkungen auf die Natur in Grönland, sondern auch mögliche Folgen für die dort lebenden Menschen. Denn „das erhöhte gelöste organische Material kann mit Trinkwasseraufbereitungsprozessen interagieren und Chlorierungsnebenprodukte namens Trihalogenmethane produzieren, die krebserregend sein können“, warnt Saros. Die Gemeinden in der Nähe der Seen sollen bereits über die neuen Forschungsergebnisse informiert worden sind.

Quellen: University of Maine, „Abrupt transformation of west Greenland lakes following compound climate extremes associated with atmospheric rivers“ (PNAS 2024)

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