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Archäologie: Gruseliger Fund in Polen: „Ein Fall von Kannibalismus“

Einen besonders brutalen archäologischen Fund machten Forscher*innen in Polen. Sie entdeckten frühe Spuren von Kannibalismus.

Menschliches Skelett, halb in der Erde vergraben.
© Mulderphoto - stock.adobe.com

5 ärchäologische Funde, die noch heute Rätsel aufgeben

Einige Überbleibsel der Vergangenheit lassen auch nach tausenden von Jahren noch viele Fragen unbeantwortet.Wir zeigen dir 5 archäologische Funde, die auch heute noch eine Menge Rätsel aufgeben.

Ein schockierender archäologischer Fund nahe Krakau gibt Einblicke in eine düstere Praxis der Steinzeit. In der Maszycka-Höhle, in Polen, entdeckten Forscher*innen nämlich menschliche Knochen mit auffälligen Schnittspuren und Brüchen. Die Analysen legen nahe: Vor etwa 18.000 Jahren verspeisten Menschen ihre Artgenossen – möglicherweise als Teil eines blutigen Konflikts.

Archäologischer Fund: 63 Knochen machen Schicksal deutlich

Die Untersuchung von 63 Knochenfragmenten zeigt deutliche Hinweise auf Zerstückelung und das gezielte Herauslösen von Muskelgewebe und Knochenmark. „Lage und Häufigkeit der Schnittspuren sowie die absichtliche Frakturierung des Skeletts weisen eindeutig auf eine ernährungsphysiologische Nutzung der Körper hin“, erklärt Francesc Marginedas, Hauptautor der Studie, die in Scientific Reports veröffentlicht wurde. Die Forscher*innen schlossen dabei aus, dass Tiere oder natürliche Prozesse diese Spuren verursacht haben.

Besonders auffällig: Die menschlichen Überreste wurden inmitten von Siedlungsabfällen gefunden, was auf eine wenig respektvolle Behandlung hindeutet. Die Toten wurden offenbar nicht sorgfältig bestattet, sondern wie Beutetiere zerlegt. „Es besteht kein Zweifel, dass es sich um einen Fall von Kannibalismus handelt“, betont Silvia Bello vom Naturhistorischen Museum London gegenüber Science. Doch die Frage bleibt: War es ein Überlebensakt oder ein brutales Ritual?

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Kriegerische Handlung als Hintergrund?

Laut den Forscher*innen gibt es keine Hinweise auf eine Notsituation. In der späten Eiszeit bot die Region ausreichend Nahrung, etwa durch Wildtiere. Studienautor Thomas Terberger von der Universität Göttingen hält es daher für unwahrscheinlich, dass der Kannibalismus aus Hunger erfolgte. Vielmehr könnten Spannungen zwischen rivalisierenden Gruppen eine Rolle gespielt haben. Denn DNA-Analysen deuten darauf hin, dass die Opfer von einer anderen Gemeinschaft stammten.

Dieser archäologische Fund passt dabei zu anderen Entdeckungen aus der Magdalénien-Kultur, die auch in Spanien, Frankreich und Deutschland Hinweise auf Kannibalismus hinterließ. Die Forscher*innen vermuten, dass es sich um „Kriegskannibalismus“ handelte – die Verspeisung besiegter Feinde als Machtdemonstration. „Eine kriegerische Komponente kann nicht ausgeschlossen werden“, sagt Marginedas.

Quelle: „New insights of cultural cannibalism amongst Magdalenian groups at Maszycka Cave, Poland“ (Scientific Reports, 2025); Science

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