Normalerweise macht ein archäologischer Fund Schlagzeilen, wenn er entdeckt wird. Manchmal dauert es aber eine ganze Weile, bis die Forscher*innen die Entdeckung auch analysieren können. Das gilt nun für eine legendäre Schriftrolle.
Archäologischer Fund: Röntgengerät statt Brille
Eine ganze Reihe von legendären archäologischen Funden wurde bereits vor langer Zeit in den verschütteten römischen Städten Pompeji und Herculaneum gemacht. Dabei handelt es sich um antike Schriftrollen, die zwar nahezu perfekt erhalten sind, aber dennoch nicht gelesen werden können, zumindest bis jetzt. Denn einem britischen Team aus Forscher*innen gelang es nun, mithilfe innovativer Röntgentechnologie und Künstlicher Intelligenz erstmals Teile einer Schriftrolle zu entziffern.
79 nach Christus (n. Chr.) verschüttete der Vesuv, ein Vulkan in Süditalien, die beiden Städte Pompeji und Herculaneum. Die Katastrophe bedeutete für die blühenden Metropolen und zahlreiche Menschenleben ein jähes Ende, und begrub sie plötzlich unter Lava, Asche und Bimsstein. Was für die damalige antike Welt eine immense Tragödie bedeutete, ist für die Gegenwart ein großes Glück. So konnte eine unvergleichliche Menge an archäologischen Funden geborgen werden, darunter auch einige antike Schriftrollen.
Das Problem bei diesen Rollen besteht darin, dass sie ebenfalls von Stein ummantelt sind, was sie bis heute hat überleben lassen. Da nur etwa ein Prozent der antiken Schriftgüter überhaupt heute noch bekannt ist, stellen die Schriftrollen einen Wissensschatz von unschätzbarem Wert dar. Doch versucht man, die verborgenen Schriftzeichen zu lesen, zerbrechen die Rollen, und ein Teil des Vermächtnisses der antiken Welt geht unwiederbringlich verloren. Es sei denn, man nutzt moderne Technologie, um den archäologischen Fund zu entschlüsseln.
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Diese geheime Botschaft verbirgt sich in der Rolle
Genau das tat das britische Team. Die Rolle PHerc. 172 entrollten sie nicht physisch, sondern virtuell. Dadurch entstand ein Bild, das im Anschluss zur Analyse bereitstand, wie die Bodleian Libraries in Oxford berichten. Nötig war dazu ein spezielles Röntgengerät, das vom Vereinigten Königreich für diese und ähnliche Aufgaben 2024 in Harwell errichtet wurde. Dieses scannte den archäologischen Fund eingehend, um diesen dann in den nächsten Arbeitsschritt zu überführen.
Die KI, die die Analyse übernahm, wurde über Jahre darin trainiert, Tinte auf zusammengerollten Papyri zu erkennen und zu entrollen. Damit ergab sich schließlich nun ein Bild, das die Entschlüsselung von ersten Worten ermöglichte. Einige davon sind „Ekel“, „dümmlich“, „Angst“ und „Leben“. Wie die Begriffe zusammenpassen und welche Geschichte hier erzählt werden soll, ist damit noch völlig unklar. Vermutlich handelt es sich bei dem archäologischen Fund um eine Erzählung oder eine Art antiken Roman. In jedem Fall erschließt die Entdeckung völlig neue Möglichkeiten zur Erforschung der Antike.
Quellen: Bodleian Libraries
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Das Titelbild dieses Artikels wurde von der Redaktion unter Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.