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Grönland: Satellitendaten zeigen ungewöhnliches Ereignis

Grönland ist die größte Insel der Welt und ist zu über achtzig Prozent mit Eis bedeckt. Doch auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar. Dieser kann zum Teil ungewöhnliche Auswirkungen haben.

Eisschollen treiben auf dem Meer.
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Grönlands Eis enthüllt vermutlich Unglaubliches: Hinweis auf uralten, massiven Meteoritenabsturz

Erst im November war ein riesenhafter Krater im grönländischen Eis gefunden worden. Nun gilt der Polarregion ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit. Leider auch wegen des Klimawandels.

Man könnte meinen, dass mit der immer stärkeren Eisschmelze, die Landschaft Gröndlands eher immer flacher wird. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, wie Forscher*innen anhand von Satellitendaten feststellen konnten. Nun präsentieren sie eine mögliche Erklärung für das ungewöhnliche Phänomen.

Grönland: Boden hebt sich an

Satellitenmessungen zeigen, dass sich die gesamte Küstenlinie Grönlands anhebt. Grund dafür ist das anhaltende Schmelzen der Eisdecke infolge des wärmeren Klimas, wie es in einer Mitteilung von Phys.Org heißt. Denn durch diesen Prozess wird das Gestein unter dem Eis dekomprimiert. Dies führt zu Hebungen der Landmasse gegenüber dem Meeresspiegel von mehreren Millimetern pro Jahr.

Doch ein Phänomen bereitete der Forschung diesbezüglich ziemlich Kopfzerbrechen, denn der Boden an Grönlands südöstlicher Küste hebt sich im Vergleich zur restlichen Insel bisher in einem verhältnismäßigen rasanten Tempo an. „Im Südosten Grönlands erfolgt die Bodenhebung ungewöhnlich schnell, mit Geschwindigkeiten von mehr als 15 mm/Jahr“, erklärt Clint Conrad, Professor für Geophysik und Co-Autor, der im Fachmagazin Communications Earth & Environment veröffentlichten Studie.

In dieser präsentieren Conrad und seine Kollegin Maaike Weerdesteijn eine Lösung für dieses geologische Rätsel. Bisherige Modelle „konnten diese schnelle Hebung nicht erklären“, fügt Conrad hinzu. Tatsächlich soll dessen Ursache sehr weit in der Vergangenheit liegen.

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Prozesse unter der Erdkruste

So soll das schnelle Anheben des Bodens im Südosten Grönlands nicht nur durch die Eisschmelze, sondern auch durch die Eigenschaften des Erdmantels bedingt sein. Vor allem die Viskosität soll dafür entscheidend sein. Sie bezeichnet die Zähigkeit von Flüssigkeiten und Gasen.

Mantelplumes spielen dabei eine wichtige Rolle. Deren Hitze sammeln sich unter der Erdkruste und bildet eine Blase, welche diese dann langsam aufschmilzt. So eine befindet sich zum Beispiel unter Island, wo dadurch aktiver Vulkanismus und heiße Quellen erzeugt wird. In der neuen Studie heißt es, dass Grönland aufgrund der Kontinentalverschiebung vor mehr als 40 Millionen Jahren genau über diese hinweggezogen sein muss.

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Gestein wurde durch die Hitze geschwächt

Weerdesteijn und Conrad stellten die Hypothese auf, dass die Hitze des Mantelplumes die Gesteine ​​unter Südostgrönland geschwächt haben könnte. Denn dieser Teil Grönlands liegt zudem auch ganz in der Nähe von Island. Die neuen Modellsimulationen zeigten, dass die Geschwindigkeit der Bodenhebung entlang des Weges des heißen Plumes deutlich höher war.

Prozesse, die normalerweise über Tausende von Jahren stattgefunden hätten, finden über den geschwächten Gesteinen stattdessen in nur Jahrhunderten oder Jahrzehnten statt. Das erklärt, warum der südöstliche Teil Grönlands besonders schnell ansteigt. Hier befindet sich der schnelle Eisverlust direkt über Gesteinen, die durch den heißen Island-Plume geschwächt wurden.

Quelle: „Recent ice melt above a mantle plume track is accelerating the uplift of Southeast Greenland“ (Communications Earth & Environment 2024), Phys.Org

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