Forscher*innen der Universität Göteborg haben eine riesige organische Struktur im Wasser der Ostsee entdeckt. Diese ist nicht nur aufgrund ihrer enormen Größe außergewöhnlich. Denn sie fasziniert die Wissenschaft gleich aus mehreren Gründen.
Ostsee: Fund stellt wohl Weltrekord auf
Die Struktur breitet sich dabei über mehr als 500 Kilometer entlang der Küste der Bottnischen See aus, dem nördlichen Ausläufer der Ostsee zwischen Schweden und Finnland. Sie besteht dabei aus einer speziellen Form von Blasentang. Doch nicht die Ausmaße alleine beschäftigt die Forscher*innen, sondern vor allem dessen Genetik ist verblüffend. Denn hierbei könnte es sich um den „weltweit größten Klon eines Organismus“ handeln, wie es in einer Pressemitteilung der Universität heißt.
Ihre Erkenntnisse haben sie im Fachmagazin Molecular Ecology veröffentlicht. Im Ökosystem der Ostsee spielt Blasentang eine wichtige Rolle. Denn dieser bildet große Wälder, die von der Meeresoberfläche bis in eine Tiefe von zehn Metern reichen. Fischbrut, Schnecken und Krebstiere gedeihen hier, und die Kelpwälder bieten auch größeren Fischen einen wichtigen Lebensraum.
Der Tang, der in der Bottnischen See gefunden wurde, galt zuvor als eigenständige Art, nämlich als sogenannter Schmaltang. Doch die Wissenschaftler*innen konnten nach genauer Untersuchung herausfinden, dass es sich dabei um den Klon des gewöhnlichen, in der Ostsee dominierenden, Blasentangs handelt.
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„Umfasst Millionen von Individuen“
Der Klon hat neue Populationen gebildet, indem Fragmente einer ursprünglichen weiblichen Pflanze mit der Wasserströmung verteilt wurden und zu neuen Blasentang-Individuen heranwuchs. Das haben die Wissenschaftler*innen durch DNA-Sequenzierung herausgefunden.
Gerade im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen auf unserer Erde ist diese Entdeckung von entscheidender Bedeutung. Denn die Ostsee tritt momentan in eine Phase wärmeren Meerwassers ein. „Alle Arten müssen sich an neue Bedingungen anpassen, um zu überleben, auch der wichtige Blasentang“, so Kerstin Johannesson, Professorin für Meeresökologie an der Universität Göteborg.
In der Ostsee gibt es laut den Forscher*innen mehrerer solcher Klone, doch der Fund in der Bottnischen See ist trotzdem überaus ungewöhnlich. „Dieser Klon umfasst Millionen von Individuen und ist in manchen Gebieten vollständig dominant, während er in anderen Gebieten neben sexuell vermehrten Blasentang-Individuen wächst. Wir haben in der Ostsee noch einige weitere große Klone gefunden, aber der weibliche Klon vor dem schwedischen Bottnischen Meerbusen ist mit Abstand der größte Klon – ein echtes Superweibchen“, so Ricardo Pereyra, er ist Teil der Forschungsgruppe, welche die genetischen Analysen leitete.
Quellen: University of Gothenburg, „An Evolutionary Mosaic Challenges Traditional Monitoring of a Foundation Species in a Coastal Environment—The Baltic Fucus vesiculosus“ (Molecular Ecology 2025)
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