Bei einem archäologischen Fund in Mittelamerika gelang es Forscher*innen, Beweise für eine alte Legende zu entdecken. Offenbar wurden dort tatsächlich Kinder den Göttern geopfert.
Archäologischer Fund: Die Grausamkeit der Religionen
Über Mittelamerika und die dort herrschenden Kulturen werden oft viele Legenden erzählt. Viele davon stimmen nicht. So opferten die Maya nahezu niemals Menschen, sondern ähnlich wie die alten Griechen vor allem Tiere. Die Azteken hingegen führten die Opfer häufig durch, allerdings gibt es kaum Belege für einen demütigenden Umgang mit den Geopferten. Doch ein aktueller archäologischer Fund wirft ein neues Licht auf die Region.
Dabei gelang es Forscher*innen, einen Tempel der Teotihuacan zu entdecken. Dieses Volk bewohnte im ersten Jahrtausend nach Christus das ganze Gebiet des heutigen Guatemala. Dabei baten sie ihre Götter offenbar um Gnade, indem sie ihnen die Opfer von Menschen aus ihrer Gemeinde darbrachten. Doch anscheinend diente gerade dieser Tempel als Altar „speziell für Kinder“, wie eine der beteiligten Forscher*innen, Lorena Paiz, laut der Associated Press ausdrückt.
Der archäologische Fund ist Teil einer Stadt, die noch heute mehrere Monumente der damaligen Baukunst beinhaltet. Der Opferaltar war bei bisherigen Expeditionen immer übergangen worden. An seinen drei Seiten entdeckten die Forscher*innen zudem die Überreste mehrerer Kinder, die alle unter dem Alter von vier Jahren getötet wurden.
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Das ist die Geschichte hinter der Entdeckung
Die Stadt Tikal, wo die Opfer anscheinend dargebracht wurden, lebte vor 1.500 Jahren vom Handel mit der Umgebung. Daher lebten dort Menschen aus vielen Kulturen und Hintergründen, es ist schwer festzustellen, wer genau für die Opferung vorgesehen war und wer nicht. Der archäologische Fund muss dabei nicht bedeuten, dass die Bewohner*innen der Stadt alle Teil einer gewalttätigen Gesellschaft waren.
Stattdessen, so argumentieren die Forscher*innen, war die Opferung von Menschen (wobei es sich auch um Sklav*innen, die bei Kriegszügen gefangen wurden, handeln konnte) einfach eine Art, um die eigene Religion zu zelebrieren. Dabei musste es nicht sein, dass die Geopferten unnötig gequält wurden, auch wenn dies natürlich im Bereich des Möglichen liegt. Trotz aller Einschränkungen zeigt der archäologische Fund jedoch auch, dass die Menschen damals nicht einmal davor zurückschreckten, unschuldige Kinder als Opfer darzubringen.
Quellen: Associated Press
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