Ein unscheinbares Stück Erde auf Sizilien hat sich als Schatztruhe der Antike entpuppt. In Agrigent, einer einst blühenden Stadt des antiken Griechenlands, haben deutsche Forscher*innen einen spektakulären archäologischen Fund gemacht. Ein Ort, an dem einst junge Männer für ihre Rolle in der Gesellschaft vorbereitet wurden.
Archäologischer Fund: Bildung der Antike
Der Fund wirft ein neues Licht auf das Verständnis antiker Bildung. Das sogenannte Gymnasium in Agrigent war nicht nur ein Ort körperlicher Ertüchtigung, sondern auch geistiger Schulung, wie die Freie Universität Berlin (FU) in einer Mitteilung erklärt. Der entdeckte Hörsaal gleicht einem kleinen Theater mit acht halbrunden Sitzreihen und Platz für rund 200 Menschen.
„Als das Gymnasium im 2. Jh. v. Chr. errichtet wurde, bot kein anderes derzeit bekanntes Gymnasium der antiken Welt einen solchen Hörsaal“, teilte die FU mit. Dieser archäologische Fund sei somit einzigartig im westlichen Mittelmeerraum.
Der Hörsaal öffnet sich zu einem großen Saal mit Bänken, in dem offenbar ebenfalls unterrichtet wurde – oder vielleicht auch Wettbewerbe und Vorträge stattfanden. Der archäologische Fund zeigt, wie stark Bildung in der s Antike auch ein öffentlicher Akt war. Hier sollen junge Männer nicht nur gelernt, sondern sich auch rhetorisch und zu präsentieren geübt haben.
Lesetipp: Römisches Reich: Forscher finden überraschenden Grund für den Untergang
Ort der griechischen Kultur
Im Zentrum der Bühne stießen die Forscher*innen auf zwei große Kalksteinblöcke mit griechischen Inschriften. Die Buchstaben waren in den Stein graviert und mit roter Farbe hervorgehoben. Darin wird der Leiter des Gymnasiums erwähnt, er hatte die Verantwortung für Disziplin, Organisation und Veranstaltungen. Auch der Umbau eines Umkleideraums wurde dokumentiert – finanziert von einem reichen Bürger und geweiht den Göttern Hermes und Herakles.
Der archäologische Fund bestätigt, dass geistige Bildung in der damaligen Gesellschaft einen ebenso hohen Stellenwert hatte wie körperliche Ertüchtigung. „Das einzigartige Ensemble legt nahe, dass die Bauherren des Gymnasiums dem ‚gesunden Geist‘ genauso viel Bedeutung beimaßen wie dem ‚gesunden Körper'“, so Professorin Monika Trümper von der FU Berlin. Und obwohl Agrigent im 1. Jahrhundert vor Christus längst unter römischer Herrschaft stand, blieb das Gymnasium wohl ein Ort griechischer Kultur.
Für 2026 planen die Forscher*innen bereits die nächste Grabung. Sie hoffen, weitere Sport- und Unterrichtsräume freizulegen – und vielleicht noch mehr Inschriften zu entdecken. Der archäologische Fund in Agrigent ist schon jetzt ein Meilenstein der Antike-Forschung und ein Fenster in eine Welt, in der Bildung weit mehr war als ein Mittel zum Zweck.
Quelle: Freie Universität Berlin
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.