Kokain oder einfach nur Koks ist eine der wohl bekanntesten illegalen Drogen auf der Welt. Doch wie die anderen auch birgt der Konsum aufgrund seines kurzen, aber intensiven Rauschs ein hohes Suchtpotenzial. Wer dem Stoff anheimfällt, riskiert laut einer neuen Studie langfristig Schäden am Gehirn, die bislang unbekannt waren.
Koks: Neuer Effekt aufs Gehirn offenbart
Schon seit einiger Zeit sehen Forschende Drogenabhängigkeit, darunter auch Kokainsucht, in erster Linie als Problem des Gehirns an. Drogen wie Koks sorgen für vielfach höhere Dopamin-Ausschüttungen und damit für intensivere Glücksgefühle als etwa beim Essen, Musikhören und anderen Annehmlichkeiten. Doch während bei einem gesunden Gehirn im präfrontalen Cortex stets entsprechende Abwägungen stattfinden können, fällt es bei einem kranken Gehirn schwer, dem Rausch zu widerstehen.
Ein Forschungsteam aus Deutschland und Kanada hat sich für eine neue Untersuchung die biochemischen Zusammenhänge in dieser Hirnregion genauer angeschaut, um Drogenabhängigkeit und die Folgen von zum Beispiel Kokain besser zu verstehen. Dazu warf man einen Blick auf 42 präservierte Gehirne von verstorbenen Menschen. Die Hälfte von ihnen war abhängig von Kokain, die andere nicht.
Auch spannend: In einer anderen Untersuchung konnte man bereits einen Zusammenhang zwischen Suchtmitteln und Social Media herstellen. Postings und Likes spielte dabei ebenso eine Rolle wie der eigene Filmgeschmack.
Klare Alterungsprozesse im Gehirn entdeckt
Konkret schaute man sich das Brodmann-Areal Nummer 9 innerhalb des präfrontalen Cortex der jeweiligen Gehirne an. Diese Region soll für die Selbstwahrnehmung und für die Kontrolle von Hemmungen verantwortlich sein.
Die Forschenden fanden dabei heraus, dass die dortigen Hirnzellen der Abhängigen biologisch älter aussahen. Gründe dafür können Folgen des Kokainkonsums sein wie Entzündungen oder auch das Absterben von Zellen.
Interessant: Es geht nicht nur um die Erzeugung eines kurzen Rauschs. Kürzlich wurde auch die Idee eingeworfen, dass Drogen beim Finden von Paralleluniversen helfen könnten.
DNA-Methylierung sehr wichtig bei Drogensucht
Dies kann sich wiederum negativ auf die sogenannte DNA-Methylierung in den Hirnzellen auswirken. Dabei handelt es sich um die chemische Abänderung an den DNA-Grundbausteinen einer Zelle.
Dies ist ein nahezu überall auf der Erde vorkommender Vorgang, doch beim Drogenkonsum kommt es zu veränderter oder auch verstärkter Methylierung. Dies kann zu funktionalen Veränderungen im Gehirn und damit zu Verhaltensweisen von Abhängigkeit führen.
Überschneidung mit Studie an Nagetieren
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler räumen ein, dass die Bestimmung des biologischen Alters im Zusammenhang mit Drogenabhängigkeit noch ein recht neues Konzept sei, das von verschiedenen Faktoren abhänge. Weitere Untersuchungen sind deshalb vonnöten.
Dass sie aber auf dem richtigen Weg sind, scheint folgende Beobachtung zu bestätigen: Zwei der am stärksten durch DNA-Methylierung veränderte Gene bei Menschen konnte man zuvor in anderen Studien bei Nagetieren als jene identifizieren, die das Verhalten zur Koks-Einnahme beeinflussten.
Quelle: „DNA methylation in cocaine use disorder–An epigenome-wide approach in the human prefrontal cortex“ (Frontiers in Psychiatry, 2023), eigene Recherchen
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