Die Cannabis-Legalisierung markiert einen signifikanten Wandel. Während einige US-Bundesstaaten und auch Deutschland diesen Schritt bereits umgesetzt haben, erforschen Wissenschaftler weltweit weiterhin die potenziellen Auswirkungen regelmäßigen Kiffens. Ihre Studien deuten darauf hin, dass sich das Rauchen von Cannabis auf die Epigenetik eines Menschen auswirken könnte.
Kiffen: Epigenetische Auswirkungen untersucht
Die Epigenetik stellt eine Art Bindeglied dar zwischen Umwelteinflüssen und Genen. Sie befasst sich mit der Frage, welche Faktoren die Aktivität und somit die Entwicklung eines Gens beeinflussen können. Bei einem solchen Faktor kann es sich etwa um den kurz- oder langfristigen Konsum von Marihuana handeln. Ebendiesen untersuchte ein Team des gemeinnützigen Gesundheitssystems Northwestern Medicine der Feinberg School of Medicine der Northwestern University in Chicago.
Im Rahmen ihrer Studie identifizierten die Forschenden um die Hauptautorin Lifang Hou „Methylierungsmarker, -wege und -krankheiten, die mit aktuellem und kumulativem Marihuana-Konsum bei Erwachsenen mittleren Alters in Verbindung stehen“. Sie wollten feststellen, inwiefern sich das Kiffen auf Zellen und die Gene von Menschen auswirkt. Hou selbst ist Leiterin der Abteilung für Krebsepidemiologie und -prävention in der Abteilung für Präventivmedizin bei Northwestern Medicine.
DNA-Methylierung ist ein epigenetischer Mechanismus, bei dem Methylgruppen an bestimmte Positionen der DNA, vor allem an CpG-Dinukleotide, gebunden werden. Diese Methylierung beeinflusst die Zugänglichkeit von Genen und reguliert somit deren Aktivität. Methylgruppen können die Genexpression hemmen oder fördern, was für die Entwicklung, Differenzierung von Zellen und die Vermeidung von genetischen Störungen von entscheidender Bedeutung ist. Fehler in der DNA-Methylierung werden mit verschiedenen Krankheiten wie Krebs und neurologischen Störungen in Verbindung gebracht.
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Gemeinsamkeiten mit Tabak
In einem Abstand von fünf Jahren entnahmen die Forscherinnen und Forscher mehr als 900 Erwachsenen Blutproben. Diese hatten zuvor an der Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA)-Studie des US-amerikanischen National Heart, Lung, and Blood Institute teilgenommen. Zudem befragten sie jede Probandin und jeden Probanden zum jüngsten Marihuana-Konsum und zum geschätzten Gesamtkonsum. Ein anschließendes DNA-Methylierungs-Profiling der Blutproben sollte letztlich etwaige epigenetische Veränderungen im Zusammenhang mit dem Konsum aufzeigen.
„Interessanterweise identifizierten wir durchweg einen Marker, der zuvor mit Tabakkonsum in Verbindung gebracht wurde, was auf eine mögliche gemeinsame epigenetische Regulierung von Tabak- und Marihuana-Konsum hindeutet“, erklärt Hou. „Die beobachteten Marihuana-Marker wurden auch mit Zellproliferation, Infektionen und psychiatrischen Störungen in Verbindung gebracht.“ Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu wiederholen und zu verifizieren.
Sollte sich die Beeinflussung der Epigenetik durch das Kiffen bewahrheiten, könnte das ernstzunehmende Langzeitfolgen haben. Denkbar wäre etwa eine Beschleunigung der Zellalterung bei regelmäßigem Konsum oder aber die Begünstigung bestimmter physischer und psychischer Krankheiten.
Quellen: „Genome-wide DNA methylation association study of recent and cumulative marijuana use in middle aged adults“ (Molecular Psychiatry, 2023); National Heart, Lung, and Blood Institute; Northwestern Medicine
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