Viele Menschen verbinden damit etwas Soziales, andere könnten kurzfristig entspannen, während sich andere über den Gestank und etwaige ungewollte Gesundheitsrisiken echauffieren. Aber warum rauchen so viele auf der Welt? Laut einer neuen Studie ist es mit Gruppenzwang in jungen Jahren allein nicht getan. Tatsächlich gibt es offenbar eine biologische Veranlagung dazu.
Rauchen: Das Gehirn liefert den Grund fürs Anfangen
Gründe, um mit dem Rauchen anzufangen, gibt es einige. Dabei spielt nicht selten vor allem in jungen Jahren der soziale Aspekt eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel Gruppenzwang und ein Gefühl der Akzeptanz. Laut einer neuen Studie könnte die Antwort allerdings im Gehirn stecken.
Tatsächlich haben nun Scans ergeben, dass junge Menschen mit einer höheren Neigung zum Rauchen gleich in zwei Hirnregionen weniger graue Substanz aufweisen als andere. Dies könnte darauf hinweisen, dass diese Areale eine signifikante Rolle bei Hemmungen und Abhängigkeiten spielen.
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Emotionen, Selbstkontrolle und Vergnügen wichtige Faktoren
Für seine Untersuchung hat das Forschungsteam Gehirnscans von mehr als 800 Personen aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Irland analysiert und zusätzlich Fragebögen ausgewertet. Dann verglich man die Daten von Menschen, die bereits mit 14 Jahren mit dem Rauchen anfingen mit denen von Nichtraucherinnen und -rauchern und wiederholte dies mit denselben Leuten im Alter von 19 und 23 Jahren.
Die Gruppe, die als Teenager mit dem Laster begann, zeigte weniger graue Substanz im linken ventromedialen präfrontalen Cortex; dieser Bereich spielt eine Rolle bei der Regulierung von Emotionen, bei der Entscheidungsfindung und der Selbstkontrolle. Fünf Jahre später zeigten die Scans dann, dass die graue Substanz auch auf der rechten Seite verringert war – hier gibt es einen Zusammenhang mit dem Vergnügungsempfinden.
Wie die Psychiaterin Barbara Sahakian in einem Begleitartikel ausführt, ist der ventromediale präfrontale Cortex ein Schlüsselbereich für die Dopamin-Ausschüttung, dem Vergnügungsbotenstoff. Der soll aber nicht nur Erfahrungen belohnen, sondern könnte auch die Selbstkontrolle beeinflussen.
Erst die Neugier, dann das Glücksempfinden
Die Umfragen der Studie würden das zusätzlich nahelegen. In einem anderen Begleitartikel erklärt der Psychologe Trevor Robbins, dass während der Untersuchungen auch das Streben nach aufregenden Erfahrungen und damit einhergehende Verhaltensweisen abgefragt wurden.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, deren Antworten einen stärkeren Wunsch nach starken Empfindungen zeigten, wiesen eher eine reduzierte Masse an grauer Substanz auf der rechten Seite des Cortex auf. Wer wiederum vor allem nach neuen Erfahrungen strebte, verfügte über weniger graue Substanz auf der linken Seite.
Dies führt insgesamt zu weniger Hemmungen und größerer Risikobereitschaft, die wiederum die Wahrscheinlichkeit zum Rauchen in jungen Jahren erhöhen. Anschließend kommt es durchs Rauchen zum exzessiven Verlust grauer Substanz auf der rechten Seite, da das Vergnügungsempfinden stärker aktiviert wird. Dies stelle dem Bioinformatiker Tianye Jia zufolge eine kausale Darstellung dazu dar, wie Rauchen in jungen Menschen eingeführt und anschließend zur Abhängigkeit wird.
Vererbbarer Marker für Abhängigkeit
Bei der Studie schaute man auch auf Menschen, die erst mit 19 mit dem Rauchen anfingen. Diese wiesen zwar zu Beginn ebenfalls geringere Hirnmaterie auf dem linken ventromedialen präfrontalen Cortex auf. Auf der rechten Seite war das Ergebnis mit jenen, die nicht rauchten, aber identisch. Erst nach Aufnahme des Rauchlasters ließ es auch dort nach.
Das heißt, dass geringere graue Substanz auf der linken Seite ein Hinweis für spätere Abhängigkeiten sein kann, der vererbbar ist. Das frühzeitig zu erkennen und anzugehen, könnte langfristig Millionen von Leben retten. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist darüber hinaus jetzt von Interesse, ob sich die Ergebnisse auch auf E-Zigaretten übertragen lassen.
Quellen: „Association between vmPFC gray matter volume and smoking initiation in adolescents“ (Nature Communications 2023), EurekAlert, University of Cambridge
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