Eine aktuelle Studie der University of Portsmouth stellt einen neuartigen Ansatz zur Bewältigung von Schlafmangel vor: Statt eines kurzen Nickerchens solltest du eine kurze Trainingseinheit in Betracht ziehen. Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen körperlicher Aktivität, kognitiver Funktion und Schlafmangel und bietet wertvolle Einblicke für verschiedene Gruppen, einschließlich Menschen mit gestörten Schlafmustern, wie neue Eltern und Hochgebirgsreisende.
Studie empfiehlt Sport gegen Schlafmangel
Die Studie führte zwei separate Experimente mit jeweils zwölf gesunden erwachsenen Teilnehmenden durch. Sie untersuchte die Auswirkungen von Bewegung auf die kognitive Leistung unter drei spezifischen Bedingungen: teilweisem Schlafentzug (PSD), totalem Schlafentzug (TSD) und Hypoxie (niedriger Sauerstoffgehalt im Körper). Diese Bedingungen sind nicht nur relevant für alltägliche Herausforderungen vieler Menschen, sondern simulieren auch extreme Situationen wie Hochgebirgsexpeditionen.
Eine der Haupterkenntnisse der Forschung war, dass ein kurzes, 20-minütiges Training auf einem Fahrradergometer die Gehirnfunktion in allen getesteten Zuständen – PSD, TSD und Hypoxie – signifikant verbesserte.
Dieses Ergebnis stellt die herkömmliche Annahme in Frage, dass Bewegung die Gehirnfunktion hauptsächlich durch Erhöhung des Sauerstoffgehalts steigere. Denn die Forschenden beobachteten Verbesserungen auch in sauerstoffarmen Umgebungen. Das deutet auf die Beteiligung anderer Faktoren hin, möglicherweise einschließlich gehirnregulierender Hormone oder Veränderungen in der geistigen Erregung und Motivation.
Gesundheitsrisiken durch wenig Schlaf
Die Forschung wurde von dem Sportphysiologen Joe Costello und dem Physiologen Thomas Williams geleitet. In einer Pressemitteilung betonten beide die Bedeutung ihrer Erkenntnisse für das Verständnis, wie Bewegung die kognitive Leistung beeinflusse. Das gelte besonders in Kombination mit Schlafmangel und anderen Stressfaktoren. Ihre Arbeit bietet neue Einblicke in die lang etablierte Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und Gehirngesundheit und erweitert unser Verständnis der Verbindung zwischen Körper und Gehirn.
Die Relevanz dieser Studie wird durch eine alarmierende Statistik unterstrichen: Rund 43 Prozent der Menschen bekommen demnach nicht die empfohlenen sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht. Der Mangel an ausreichendem Schlaf ist mit einer Vielzahl von Gesundheitsrisiken verbunden, einschließlich Depressionen und Herzkrankheiten, und betrifft fast jeden Aspekt des körperlichen und geistigen Wohlbefindens.
Weiterlesen: 10.000 Schritte am Tag: Nur deshalb wird zur berühmten Regel geraten
Das empfehlen die Forscher
„Da wir Bewegung als positive Intervention betrachteten, entschieden wir uns für ein Programm mit mäßiger Intensität, wie es in der vorhandenen Literatur empfohlen wird“, erklärte Dr. Costello. Konkret empfehlen die Forschenden bei Schlafmangel eine Trainingseinheit von circa 20 Minuten.
„Wäre die Übung länger oder härter gewesen, hätte sie die negativen Ergebnisse möglicherweise noch verstärkt und wäre selbst zu einem Stressfaktor geworden.“
Dr. Joe Costello
Die negativen Auswirkungen von Schlafmangel könnten also durch körperliche Bewegung effektiv ausgeglichen werden. Obwohl es immer noch ratsam ist, jede Nacht ausreichend Schlaf anzustreben, bietet die Fähigkeit, die Auswirkungen von Schlafverlust durch Bewegung zu lindern, eine praktische und vorteilhafte Alternative für all jene, die mit Schlafproblemen kämpfen.
Quellen: „The Effects of Sleep Deprivation, Acute Hypoxia, and Exercise on Cognitive Performance: A Multi-Experiment Combined Stressors Study“ (Physiology & Behavior, 2023); University of Portsmouth; „The Global Problem of Insufficient Sleep and Its Serious Public Health Implications“ (MDPI, 2019)
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.