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WHO über Krebs durch Handystrahlung: Studie trifft eindeutiges Urteil

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Forschungsergebnisse aus 28 Jahren unter die Lupe genommen, um eine Frage zu beantworten: Ist Handystrahlung krebserregend?

Person hält den MRI-Scan eines Krebspatienten
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Die jüngste Überprüfung der WHO zum Krebsrisiko durch Handystrahlung ist die bislang umfassendste Analyse zu diesem Thema. Wissenschaftler untersuchten über 5.000 Studien und konzentrierten sich dabei besonders auf 63 Veröffentlichungen aus den Jahren 1994 bis 2022. Das Fazit: Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und der Entstehung von Hirntumoren festgestellt werden – selbst bei Personen, die ihr Handy seit mehr als zehn Jahren verwenden.

Handystrahlung: Von wegen „möglicherweise krebserregend“

Mobiltelefone senden nicht-ionisierende Radiowellen aus. Das ließ bereits vor Jahrzehnten Bedenken hinsichtlich möglicher Gesundheitsrisiken, insbesondere Krebs, aufkommen. Diese Ängste entstanden, weil viele Nutzende ihre Telefone während des Gebrauchs nahe an den Kopf halten. Allerdings haben Forschungen im Laufe der Jahre immer wieder gezeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Radiowellen und Krebs gibt.

Frühere Untersuchungen, wie etwa die bekannte INTERPHONE-Studie von 2010, deuteten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Hirntumoren hin. Sie stützten sich allerdings häufig auf Beobachtungsdaten, die als potenziell fehlerhaft gelten, weil Teilnehmende ihre eigene Nutzung ungenau berichten.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stufte Radiowellen erst 2011 als „möglicherweise krebserregend“ ein, was zu Besorgnis in der Öffentlichkeit führte. „Eine Studie über die frühere Nutzung von Mobiltelefonen (bis zum Jahr 2004) ergab jedoch ein um 40 % erhöhtes Risiko für Gliome in der höchsten Kategorie der starken Nutzer“, hieß es in der damals veröffentlichten Klassifizierung. Auch sie beruhte jedoch auf begrenzten Beweisen, die durch neuere Forschungsergebnisse infrage gestellt wurden.

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Kein messbares Risiko

Die neueste Analyse nutzte zuverlässigere und aktuellere Daten als frühere Studien. Sie zeigte, dass die Exposition gegenüber Radiowellen, selbst bei langfristiger und häufiger Nutzung von Mobiltelefonen, das Risiko für Hirn- oder andere Kopf- und Halskrebsarten nicht erhöht. Sie bestätigt dadurch die Auffassung, dass frühere Bedenken hinsichtlich der Handystrahlung übertrieben waren.

„Wir schlossen 63 ätiologische Artikel ein, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht wurden, mit Teilnehmern aus 22 Ländern“, heißt es in den Ergebnissen der aktuellen Metastudie der WHO. Demnach lassen sich die Risiken für folgende Krebsarten ausschließen:

  • Gliome: Tumoren aus Gliazellen im Gehirn oder Rückenmark, häufigste Hirntumoren bei Erwachsenen, unterschiedlich aggressiv.
  • Meningiome: Tumoren der Hirnhäute, meist gutartig und langsam wachsend, können Druck auf das Gehirn oder Rückenmark ausüben.
  • Akustikusneurinome (Vestibularisschwannome): Gutartige Tumoren des Hör- und Gleichgewichtsnervs, führen oft zu Hörverlust oder Gleichgewichtsstörungen.
  • Hypophysentumoren: Tumoren der Hirnanhangdrüse, meist gutartig, können hormonelle Störungen und Sehprobleme verursachen.
  • Speicheldrüsentumoren: Tumoren der Speicheldrüsen, selten, können gut- oder bösartig sein, führen oft zu Schwellungen im Gesichtsbereich.
  • Pädiatrische Hirntumore: Hirntumoren bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, häufigste solide Tumoren im Kindesalter, variieren stark in Art und Aggressivität.

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Forscher warnen vor Fehlinformationen

Die Überprüfung ist Teil eines größeren Projekts der Weltgesundheitsorganisation, das mögliche Gesundheitsrisiken durch Radiowellen untersucht. Sie unterstreicht, dass die aktuellen Sicherheitsvorschriften ausreichen, um Nutzende zu schützen. Mobiltelefone senden Strahlung auf einem niedrigen Niveau aus, das deutlich unter den festgelegten Sicherheitsgrenzen liegt. Es gibt keine Beweise dafür, dass diese Emissionen die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen.

Trotz dieser Ergebnisse betonen Forschende die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen. Da sich drahtlose Technologien weiterentwickeln und neue Geräte auf den Markt kommen, ist es wichtig, deren Auswirkungen weiterhin zu beobachten. Diese laufende Forschung werde sicherstellen, dass die Exposition gegenüber Radiowellen für die Bevölkerung weiterhin sicher bleibt.

„Die Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, besteht darin, sicherzustellen, dass diese neue Forschung den hartnäckigen Missverständnissen und Fehlinformationen entgegenwirkt, die es in Bezug auf Mobiltelefone und Hirnkrebs gibt“, betonten Sarah Loughran und Ken Karipidis von der Australische Agentur für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (ARPANSA). Es gebe nach wie vor keine Beweise für gesundheitliche Auswirkungen der Exposition durch Handystrahlung, und das sei auch gut so.

Quellen: „Brain tumour risk in relation to mobile telephone use: results of the INTERPHONE international case–control study“ (International Journal of Epidemiology); International Agency for Research on Cancer; „The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes“ (Environment International, 2024); The Conversation

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